Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält | |
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Königin.
Bewundern sie die glatten Buchenwände,
der Bäume banges Zeremoniell,
die starr und steif, und zierlich wie sein Hof,
in trauriger Parade um mich gähnen.
Hier grüßt mich meine ländliche Natur,
die Busenfreundin meiner jungen Jahre,
hier find ich meine Kinderspiele wieder,
und meines Frankreichs Lüfte wehen hier.
Wird mein Gemahl die Sehnsucht mir verargen?
Ich bin in Spanien – so schnell vergessen
Parisermädchen ihre Heimat nicht.
Marquis.
Doch, wenn sie darum nur Paris verließen,
um Königinnen hier zu seyn?
Königin.
O stille!
Deßwegen bin ich ja dem Plaz so gut,
weil ich das hier vergesse.
Marquis.
Königin?
Königin.
Weil diese friedliche Umschattung mir
den freudelosen Rang verhehlt, in welchen
ihr mich lebendig einzumauren wußtet.
Betrübter Rang, der von der ganzen Welt
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_135.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)