Zum Inhalt springen

Seite:De Neue Thalia Band3 066.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Idee der Vernunft gewonnen; wir sind nicht bloß Bürger eines zeitlichen Staates, wir sind auch Bürger unter der Gesetzgebung eines ewigen heilgen Willens. Lassen wir die Erzieher der Neigung ihrer Zöglinge zu sehr schmeicheln; viele werden dadurch weniger brauchbar, aber alle dadurch selbstständiger werden. Lassen wir die Menschen sich durch geheime Gesellschaften täuschen; sie werden dadurch lernen, daß Vernunftideen keine Geheimnisse sind, sondern jedem biedern und denkenden Menschen von selbst offenbar werden, und keinen andern gelehrt werden können: und dieser Hang zu Geheimnissen wird sich dann selbst ausrotten, wenn sie durch Schaden gelernt haben, daß das Schlimme sich in seinen Wirkungen dennoch verräth, und selbst das Gute sich unter der Maske des Geheimnisses kaum vom Verdacht des Betrugs retten kann. Sollte sich etwan unser Zeitalter von dem Vorwurf der Sklaverey und der Unterdrückung nicht retten könne? Wer setzt unserm Zeitalter nicht Griechen und Römer entgegen, als freye und große Menschen? Aber waren diese freye Menschen nicht auch Unterdrücker? Hatten sie nicht Sklaven? Kann man daher sagen, sie stritten für ihre Freyheit, oder muß man sagen, sie stritten für ihre Herrschaft? Gewiß, wir nähern uns der wahren Freyheit mehr. Aus den Jahrhunderten der Unwissenheit

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_066.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)