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Seite:De Neue Thalia Band3 065.jpg

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Pflichten noch nicht zu denken vermag, zum Wohlthun leitest; zu dir, die du den Ueberfluß des Reichen unter die Dürftigen theilest. Erhöre meine Bitte und erfülle meine Brust! Von dir gestärkt, wage ich es, dein nahes Reich zu verkündigen, und jetzt die Vorbereitungen zu deiner allgemeinen Huldigung zu zeigen. – Kein Jahrhundert hatte noch bessere Anstalten, Wahrheiten, die Einzelne entdekten, unter Viele zu verbreiten; und in keinem war noch der Schauplatz der Ehre und Schande größer als in diesem. Wer kann läugnen, daß die Masse der Kenntnisse nun größer als jemals, und der Menschen, die sich um einen Antheil an ihr bewerben, auch mehrere sind, als je ein Zeitalter aufzuweisen hatte. Diese Beschäftigung mit Gegenständen des Verstandes vermindert den heftigen Einfluß der Gegenstände fürs Herz, und macht uns dadurch weniger leidenschaftlich. Unsre Sitten sind sanfter, und wenn man sie auch nicht biederer, als die der vorigen Jahrhunderte nennen kann, so schweifen sie doch weniger aus. In den so gehaßten barbarischen Jahrhunderten, zeigte sich doch ein Vermögen des Menschen, das vorher noch nie so offenbar wurde; nehmlich das: einem übersinnlichen Interesse das Zeitliche aufzuopfern. Unsere Zeit findet das Herz des Menschen schon für die hohe

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)