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Seite:De Merian Mainz Trier Köln 079.jpg

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Besagter Reinoldus, solle auch der Macchabeer Gebeine hieher gebracht haben / vnd dieselbe in ihrer eygenen Kirchen liegen. In der eylff tausend Jungfrawen (oder Mägd / so mit S. Vrsula / allhie sollen seyn erschlagen worden) Kirchen / seyn etlich tausend Köpff mit Seidengezeug vberzogen / vnd also in der Kirchen / auff beyden Seiten / gar ordentlich in die Höhe / in vnderschiedliche Kästlein / gesetzt. Die Carthauß / das Jesuiter Collegium: Item / die Kirchen S. Severini, S.Catharinae, S. Joan. S. Georgii, S. Jacobi, S. Panthalconis, (dessen Stiffts Vorsteher Henricus Anno 1641. auff dem Reichstag zu Regenspurg / Session gehabt hat) S. Martini, S. Albani, S. Clarae, S. Cuniberti, der Carmeliten / vnd der Augustiner / seyn auch zusehen. In der Kirchen zu allen Aposteln ist eine Tafel / von einem Weib / so für tod begraben / aber wider zurecht kommen ist. In der Prediger Kirch ist deß Alberti Magni, weyland / Bischoffs zu Regenspurg / Grab / für dem Hohen Altar; vnd werden allda seine geschriebene Sachen von ihme: Item / sein Trinckgeschirr von lauter Crystall; wie auch ein Dorn von der Cron / vnnd ein Creutzlein von dem Holtz deß Creutzes Christi / vnnd ein Fuß von einem vnschuldigen Kindlein gewiesen. Jn S. Gerionis Tempel soll nicht allein er / sondern auch viel hundert Märtyrer / so vnter den Keysern Diocletiano, vnd Maximiniano, vmbgebracht worden / begraben ligen. Das prächtige Rahthauß / sampt dem hohen / herrlich erbawetem / vnd mit Bildern geziertem Thurn daran / vnd in solchem Hause die Bildnüß deß jenigen Burgermeisters / welcher einen Löwen mit dem Dolchen vmbgebracht hat / ist auch fürnemlich zu sehen. Sind fünff Gaden / oder Gewölb vbereinander / wie die Lübeckische Chronick meldet. Gegen vber ist an dem Ort / da vor diesem die Juden ihr Synagog gehabt / eine Capell / so man jetzt Jerusalem nennet; darinn ein Gemählde / so von den Künstlern mit Verwunderung besichtiget wird.

Nun in dieser Volckreichen Statt / haben sich viel/ vnd namhaffte Sachen zugetragen / davon die alte Cöllnische Chronick zulesen ist / die einer biß auffs Jahr 1496. erstreckt hat: Davon obangezogener Werdenhagen am z. a. Blat / nicht gar sonders viel helt: Aber Wilhelm Kyriander / in der Trierischen Chronick / fol. 15. seq. lobet dieselbe / vnnd sagt: Daß den Meister solcher / der Raht / vnnd das Volck zu Cöln / vertheydiget haben.

Wir wollen an diesem Ort allein etwas wenigs von den fürnembsten Geschichten / auß vnderschiedlichen Autorn / anziehen: Als daß Vitellus,bey dieser Statt / von den Kriegsknechten erwöhlet / vnnd für einen Keyser außgeruffen worden ist. Also hat Trajanus allhie sein Keyserthumb / auß Belieben Cocceii Nervae, angefangen / der auch diese Statt auff Römische Art erbawen lassen / vnd sie mit dem Römischen Recht / vnnd Freyheiten / begabet hat. Vnd ist sie hernach vnter den Römern in Ehr vnd Würde gesessen / biß / vnter dem Keyser Constantio, deß Grossen Constantini Vattern / die Francken sie belagert / erobert/ vnd diese vorhin sehr reiche / vnd veste Statt / vertilget haben; die sich gleichwol wider erholet / also / daß sie / bey Regierung Keysers Juliani, wider an das Reich kommen; aber vnter den Keysern Gratiano vnnd Valentiniano, abermals den Francken zutheil worden ist: Da sie dann folgends viel Vngemach außstehen müssen / biß Keyser Otto der Grosse / sie / im Jahr 949. wider dem Reich zugestellet / vnd mit Freiheiten begabet / auch seinem Brudern / dem Ertzbischoff Brunen / zu beschützen vbergeben; welcher die steinerne Brücken allhie /so von der Statt nach Tuitsch vber den Rhein gienge / auß Befelch deß Keysers / wie man wil / vnnd oben gesagt worden ist / (weiln viel Todschläge / vnd Räuberey / bey Nachts / da vorgiengen) hinweg gethan / vnd zu Cölln das Kloster Panthalconis, erbawet hat. Im Jahr 1064. ist ein grosser Zwyspalt zwischen dem Ertzbischoff Anno, vnd den Bürgern / entstanden / die ihn auß der Statt verjagt / der aber mit Heeresmacht solche wider erobert / nach seinem Belieben / mit den Bürgern gehauset / vnnd sie ihme zu schwören gezwungen hat. Keyser Heinrich der Fünffte / hat / kurtz vor seines Vattern / Keyser Henrichs deß Vierdten / Tod / diese Statt / die es mit dem Vatter gehalten / vergebens belägert. Vmb das Ende der Regierung Keyser Friderichs deß Ersten / hat Ertzbischoff Philips zu Cölln / die Statt mit Mauren von newem weiter vmbfangen lassen / welche noch heutiges Tags stehen. Ertzbischoff Conrad hat / nach Keyser Friderichs deß Andern / Tod / da das Reich ohne ein rechtes Haupt war / Cölln zweymal belägert: Vnd da er damit nichts außgericht / die Bürger selbsten / mit Listen / in Vneinigkeit gebracht / dadurch er dann / was er gesucht / erhalten / vnd gar die Schlüssel zu den Stattthoren / in seinem Gewalt gehabt. Sein Nachfahr / Erbischoff Engelbrecht von Falckenburg / hat zwey veste Schlösser da erbawet / vnd die Thor mit seinen Leuten besetzt. Vnd als die Bürger endlich sich vmb die alte Freyheit vmbgesehen / sich wider ermundert / vnnd beyde Schlösser zerstöret / oder Castell / sampt vierzehen Thoren erobert / die Schlösser zerstöret vnd ihre Freyheiten guten Theils wider erlangt: Da seyn sie von ihme / dem Ertzbischoff / belägert; aber durch Vermittelung der Benachbarten / die Sach vertragen worden / daß ihme die Statt sechs tausend Marck Silbers hat geben müssen; wiewol der Bischoff dem Vertrag nicht nachkommen / sondern der Statt auff vnderschiedliche Weg zugesetzt / ihren Burgermeister / Hermann Gryner / durch etliche Mönch / Anno 1262. seinem Löwen fürwerffen lassen / vnnd bey dem Papst / daß die Statt den Bann gethan würde / erhalten: Auch / nach dem Exempel seines Vorfahren / zwischen der Obrigkeit / vnd der Bürgerschafft / solche Vneinigkeiten angesponnen / daß sie auff einem Tag drey blutiges Treffen mit einander gethan / darinnen viel vmbkommen seyn: Welche Zwyspalt hernach / als sich der Bischoff zu den Fürnembsten der Statt gesellet / noch lang / mit

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Colonia et al.. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1646, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Mainz_Trier_K%C3%B6ln_079.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)