Diese Statt ligt 2. Meyl Wegs vnder Schweitz / an einem schönen See / von ihr der Zuger See genant / der zeucht sich gegen Mittag an das Land Schweitz / biß zu dem Flecken Art / davon Myconius dieses Wasser Lacum Artensem, den Arter-See / heisset: wiewolen / so viel auß deß Lands Gelegenheit zuvermuthen / dieser Fleck mehrers nacher Schwytz / als gen Zug / gehören mag. Hinder der Statt / gegen Auffgang / folget ein gar schön lieblich Gebürg / graßreich / mit lustigen Matten / darauff die Namhafften Gemeinden / Egry / Mentzingen / Nühen / etc. Item am Zuger-See S. André (so vor Zeiten ein Stättlein gewesen) gelegen. Vor der Statt / vnd vnter dem See herauß / ist das Geländ gar eben; Hat die herrliche Flecken / Bar / vnnd Cham / sampt dem Frawen-Kloster Frawenthal / vnnd viel andere Dörffer vnd Höf. Vnd diese Gegend wird genannt das Zuger-Ampt / ein gar lieblich vnd fruchtbare Gelegenheit / da gegen der Sonnen Weinberge / vnd in der Ebene der Ackerbaw / vnd sonsten kein Mangel an allerhand nottürfftigen / vnnd gewöhnlichen Früchten ist. Vnd berühret das Zugisch Ländlein gegen Auffgang / vnnd Mitternacht / der Züricher Landschafft: Gegen Mittag Schwitz; Aber gegen Niedergang erstreckt sie sich auff Lucerner Gebiet. Vnd hat Statt vnnd Landschafft / ein hübsches Volck / gerades Leibs / zu den Waffen wol gerüstet. Ist eyfferig Catholisch / vnd kompt mit Lucern / Vry / Schwitz / vnd Vnderwalden / offtmals zu Lucern / in Religions-Sachen zusammen / welche man dann vnter den fünff Orthen verstehet; wiewol die von Freyburg / vnnd Solothurn sich bißweilen auch zu ihnen verfügen. Wird durch einen Amman / so der Statt vnd Geländs Obrister / vnd in der Statt seßhafft / vnd durch einen Rath / regiert / der auß der Statt / vnnd von dem Land gesamblet / aber in der Statt gehalten wird. Dann allhie auch der höchste Gewalt bey dem gantzen Volck ist / vnd es eine Gelegenheit da / wie oben mit Vry / hat. Ist lang dem Hauß Oesterreich gehörig gewesen / biß es Anno 1352. in den Eydgenossischen Bund kommen. Die alte Statt Zug ist vor Zeiten etwas grösser gewest / aber Anno 1435. giengen allda 2. Zeilen Häuser vnder / die versuncken in den See. Nachmahls haben sie die Statt vom See hinauß erweitert / vnd einen newen Platz mit Mauren vnnd Thürnen vmbgezogen / das wird genant die Newstatt.
Auff ein halbe Meyl Wegs vnder der Statt Zug / ligt die herrliche Abbtey Cappel / Cistercienser Ordens / im Zürichgäw / jenseit dem Berg Albiß. Der letzte Abbt vbergab An. 1527. der Statt Zürich / als seinen Schirm-Herren / vnnd Kasten-Vögten / diß Kloster sampt dem freyen Ampt / oder der Vogthey / mit deß Convents Bewilligung / vnnd gehört solcher Orth noch den Zürichern / so allda ein Schul angerichtet / vnnd einen Schaffner daselbst halten. Vnd von diesem Orth hat der 1. vnd 2. Capler Krieg / in Anno 1529. vnd 1531. geführt / den Namen / vnnd haben Anno 1531. die Züricher die Schlacht wieder die 5. Orth / Lucern / Vry / Schwitz / Vnderwalden vnd Zug / verlohren. Besihe Munsterum, Stumpfium vnd Simlerum, an obangezogenen Stellen.
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_043.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)