Hitzacker oder Hitzker (alda Hertzog Augustus von Lüneburg vor diesem Hoff gehalten /) wende / und (endlich) sich also in die Elb ergiesse / daß man die Güter auf kleinen Schifflein / von Soltwedel biß dahin / bringen könne. Beede Städte seyn in einer Ey-form erbauet. Und ob sie wol beede in einer Ringmauren begriffen / so werden sie doch inwendig durch ein Thor unterscheiden / welches aber nie geschlossen werde / es seye dann ein Nothfall vorhanden; also einhellig leben die unterschiedliche Obrigkeiten / und Burger / unter einander. Der Churfürst von Brandenburg hab zwar im Schloß die Vogtey / allda der Zoll erlegt werde; es habe aber die Stadt (als ein Hansee-Stadt) ihr unterschiedliche Privilegia. Und hat dieselbe etlich hundert Jahr ihre eigne / und sehr berühmte Marggrafen gehabt / die sich tapffer / und unter anderm / zun Zeiten Käyser Heinrichs deß I. wider die Hunnen verhalten haben. Und kam solche Marggrafschafft folgends auff das Fürstliche Hauß Anhalt / und wurden auß zweyen Marggraffschafften / Brandeburg / und Soltwedel / oder Zermund / eine gemacht / und / zun Zeiten Käysers Sigismundi, auff das jetzige Churfürstliche Hauß gebracht; wie hievon beym gedachten Werdenhag p. 371. seq. weitläuffig zu lesen; der auch p. 373. folgende Verß von ihr setzet:
Marchatus veteris tu Soltwedelia tractum,
Custodire diu sat solita es, Domina:
Jam tibi sufficiat, quod sis contermina primis
Urbibus, & cedas Imperium reliquis.
In dem nechsten Teutschen Krieg / hat diese Stadt auch sehr viel ausgestanden / daß viel Burgerhäuser alhie darnider gelegen / und vernichtet worden seyn. Weilen aber dieser Ort in den Relationen vielmals Saltzwedel genant wird / so weiß man desto weniger von Soltwedel zu sagen; alda sich aber die Schwedischen / weilen der Ort / deß Morasts / und Wassers halben / vest / vor den Käyserischen / sonderlich Anno 1642. versichert haben. Das Bier alhie gesotten / ob es wol dem Gardelebischen / so wegen seiner Krafft ein Königin alles andern gehalten wird / gar nicht zuvergleichen; So ist es doch so guten Geschmacks / und nehrhafft / daß es allen andern gegen dem Lüneburger Land vorgezogen / und deßwegen stetigs dahin / mit grossem der Burger Vertrieb / gebracht wird. Zum Beschluß dieser Beschreibung wollen wir noch mit anhencken / was Johannes Micraelius in seiner Pommerischen Histori / von diesem Orth setzet; der dann lib. 6. p. 541. von dem vornehmen Adelichen Geschlecht der Wedel / in Polen / Marck / und Pommern / gesessen / also saget. Albinus zeuget in dem Meißnischen Chronico, daß zu Soltwedel in der Alten Marck ein Abgott der Sonnen zu Ehren gesetzet gewesen sey / welcher von dem Volck Wedel genennet worden / in Gestalt eines Menschen / so für der Brust mit beyden Händen ein Rad gehalten / und einen breiten Schein mit Stralen gehabt / und von Carolo M. im Jahr 810. verstöret ist. Diese Antiquität siehet man noch in der Wedel Wapen: Auch in deß Holsteinischen Städtleins Wedel Wapen findet man fast dergleichen / wie zu sehen ist bey Jona von Elverfeld classe tertia Holsatiae. Biß hieher gedachter Autor. In der Vorstatt dieses Orths ligt das Closter zum H. Geist / und dabey ein Churfürstlich Schloß und Ampt: und eine Meil von hinnen das Jungfrauen Closter Dambeck / welches Ihr. Churf. Durchl. der Academi zu Franckfurt / und der Fürstlichen Schul zu Joachims Thal übergeben. Ligt auch dieser Orthen das Closter Dißdorff / und dabey ein Churfürstlich Ampt.
An der Warta / in dem Sternbergischen / an die Neue Marck stossendem Lande / nahend Cüstrin gelegen / Stadt Schloß / und Residentz deß Herren Meisters deß Ritterlichen S. Johannis Orden in Sachsen / Pommern / Marck / und Wendland.
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_299.png&oldid=- (Version vom 24.3.2018)