Die Jugendt hab ich stets mit Buhlen zugebracht /
Alß nun das Alter kahm und meiner Jahre nacht /
Da ward ich Kohlen gleich / die Jungens Holtz entzünden /
Die Asche wird man noch umb diese gegendt finden.
Ein Aeffe von gestalt ein Teüffel von gemüthe /
Ein’ Eule von geschrey / ein Drache von geblüthe /
War dieses alte Weib. Wer wolte woll nicht lachen /
Der Teüffel liegt alhier bey Eulen / Affen / Drachen.
Der Ottomannen Schild liegt hier in guther Ruh /
Ein jeder halte doch die dünne Nase zu /
Der trägt kein Vortheil weg so lange hier verharret
Denn diese Leiche stanck eh sie noch ward Verscharret.
Dieß waß uns nebenst Gold hat Indien geschücket /
Hat diese fromme Haut auß dieser Welt gerücket /
Mein leser soll es dir auch nicht also ergehn /
So laß den Siegelring der geilen Venus stehn.
Wo meine Mutter liegt da bin ich auch begraben /
Ich wolte nechst bey ihr mein Leich begängnuß haben /
Zum Vater hett’ ich mich auch gerne hin verfüegt /
Daß wust ich wo er lag / und nicht wo er jetzt liegt.
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_18.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)