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Seite:De Flüssige Kristalle Lehmann 57.jpg

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     Bei stark verdrehten Tropfen verlaufen ähnlich wie bei den zylindrischen Flüssigkeitssäulen (Figg. 107 u. 108) Faden und Trennungslinie in Form von Spiralen an der Oberfläche, wie die Fig. 125 (I. Hauptlage) und Fig. 126 (II. Hauptlage) andeuten.

Fig. 125., Fig. 126.

     Der Anblick solcher Tropfen ist sehr verschieden, je nach der Richtung, in welcher man hindurchsieht; denn infolge der verwickelten Lichtbrechung erscheinen die Spiralwindungen bis zur Unkenntlichkeit entstellt, so daß man statt derselben konzentrische Ringe oder parallele gerade oder bogenförmige Streifen sehen zu glaubt.

     Bei stärkerer Erwärmung von unten zeigen auch diese stark verdrehten Tropfen infolge der inneren Wirbelbewegung, welche fortgesetzten Umtausch der unteren und oberen Struktur bedingt, ständige Rotation, doch ist, sie bei größeren Tropfen auf der einen Seite entgegengesetzt wie auf der anderen, ein deutlicher Beweis, daß es sich nicht um wahre Rotation der Masse, sondern nur um eine optisch vorgetäuschte handelt.

     Mit steigendem Gehalt an fremder Substanz werden die Spiralwindungen immer enger, so daß schließlich nur noch eine feine,

Fig. 127.

nur bei stärksten mikroskopischen Vergrößerungen erkennbare Schraffierung übrig bleibt (Fig. 127 u. 128) und wohl fast das ganze Innere des Tropfens von einem isotropen Kern ausgefüllt wird, da durch Mischung zweier Stoffe von verschiedenartiger molekularer Richtkraft das Zustandekommen einer regelmäßigen Struktur erschwert wird. Dies wäre in Übereinstimmung mit dem obigen Ergebnis, daß amorphe (strukturlose) Körper immer Gemenge verschiedenartiger Moleküle sind[1], während sie nach der gewöhnlichen Theorie der Aggregatzustände regellose Aggregate derselben Moleküle sein sollen, aus welchen auch die Kristalle bestehen. (Vgl. S. 13.)


  1. O. Lehmann, Molekularphysik 2 (1889), 444; Flüssige Kristalle 1904,210.