dem die rote Interferenzfarbe aufgetreten ist, die Sättigungskonzentration erreicht hat und aus ihrer Lösung in der Modifikation I auskristallisiert. Durch fremde Zusätze (z. B. von Paraazoxyphenetol) kann man Verbreitung des Spektrums bewirken, d. h. die Umwandlungsgeschwindigkeit vermindern und das Mengenverhältnis der Moleküle ändern. Die Lamellenstruktur muß man sich wohl so deuten, daß die Mischung in zwei wesentlich verschiedenen Verhältnissen stattfindet, die sich nicht miteinander mischen, sondern infolge der Anschmiegung an das Glas und aneinander abwechselnd sehr dünne Lagen bilden. Durch die Reflexion an diesen zahlreichen Lamellen erklärt sich dann die außerordentliche Intensität des reflektierten Lichtes, der Schillerfarben.
Die Struktur tropfbar-flüssig-kristallinischer Stoffe studiert man besser als an den auf S. 26 erwähnten Mischungen an einheitlichen Stoffen, z. B. bei Paraazoxyphenetol. Auf gleiche, Weise wie bei Paraazoxybenzoesäureäthylester, d. h. durch Erhitzen einer in der kapillaren Schicht zwischen zwei reinen Glasplatten erstarrten Masse, kann man auch das tropfbar-flüssig-kristallinische Paraazoxyphenetol in Form erzwungen homogener Schichten erhalten, deren Orientierung durch die der festen Kristalle bestimmt ist, aus welchen sie entstanden sind. Zwischen gekreuzten Nicols sieht man deshalb verschieden helle Felder von der Form der früheren Kristalle, von welchen jedes bei einer Drehung viermal hell und dunkel wird (Fig. 6). Während aber bei Paraazoxybenzoesäureäthylester einzelne Felder, nämlich diejenigen, bei welchen die optische Achse in der Sehrichtung liegt, bei Drehung immer dunkel bleiben, treten solche hier nicht auf, d. h. die Substanz ist nicht optisch einachsig, sondern zweiachsig. Wahrscheinlich ist infolgedessen auch die Bildung angeschmiegter homogener Schichten erschwert. Bei dem verwandten Paraazoxyanisol kann man nichtsdestoweniger angeschmiegte Schichten erhalten; sie verhalten sich aber, obschon die Substanz zweifellos mit den vorigen isomorph, also zweiachsig ist, wegen der regellosen Lage der Molekülblättchen als optisch einachsig. In einer sehr engen Kapillare ist die optische Achse überall radial, man sieht also zwischen gekreuzten Nicols der Achse parallele Längsstreifen, wie bei Ammoniumoleathydrat (S. 30), welches sich aus alkoholischer Lösung ausscheidet.
Verdreht man die eine erzwungen homogene Schicht (Fig. 6) begrenzenden Glasplatten gegeneinander, so entsteht Schrauben-