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Seite:De Flüssige Kristalle Lehmann 35.jpg

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obschon man hier erwarten sollte, daß die molekularen Richtkräfte dieser Platten die Molekülblättchen im allgemeinen in eine schiefe Richtung drehen sollte. Nur auf frisch hergestellten Spaltflächen geschieht letzteres wirklich, d. h. es bilden sich erzwungen-homogene, schleimig-flüssig-kristallinische Schichten, deren optische Achse nicht senkrecht zur Glasoberfläche steht. Durch einen Kunstgriff kann man noch einfacher geeignete anisotrope Flächen zu gleichem Zweck erhalten, nämlich dadurch, daß man die geschmolzene Substanz, z. B. Paraazoxybenzoesäureäthylester, in dem kapillaren Raum zwischen zwei Glasplatten (Objektträger und Deckglas) erstarren läßt, wobei sich große feste Kristalle bilden und dann vorsichtig eben bis zur Rückumwandlung in die flüssig-kristallinische Modifikation erhitzt. Die hierbei sich bildenden Moleküle der letzteren werden durch die molekulare Richtkraft der ersteren in bestimmte Stellungen gebracht und in dieser, soweit sie dem Glase anliegen, durch die Adsorptionskraft des Glases festgehalten. Nach den so fixierten Molekülen der dem Glase anliegenden sogenannten „Häutchen“ richten sich dann die übrigen Moleküle, so daß alle bezüglich aller Achsen parallel werden, und deshalb wahrscheinlich auch die Ecken eines Raumgitters einnehmen, ebenso wie die fester Kristalle, wenn es sich auch nicht streng (z. B. durch Röntgenstrahleninterferenzen) nachweisen läßt, da die homogenen Stellen („Felder“), Fig. 6, zu geringe Ausdehnung haben.

     Ihr optisches Verhalten ist ganz das fester Kristalle. Die Felder einer ausgedehnten Schicht erscheinen zwischen gekreuzten Nicols in verschiedener Helligkeit je nach der Orientierung der festen Kristalle, aus welchen sie sich gebildet haben (Fig. 6).[1] Bei jeder Drehung werden sie gemäß Fig. 2 viermal hell und dunkel mit Ausnahme derjenigen, bei welchen die (bzw. eine) optische Achse zufällig senkrecht zum Glase steht, die natürlich immer dunkel bleiben. Daß es solche Felder bei der genannten Substanz gibt, macht wahrscheinlich, daß dieselbe optisch einachsig (somit tetragonal oder hexagonal) ist.[2]

     Man kann dies auch aus einem anderen Grunde schließen, nämlich aus der Form der molekularen Störungen, die bei stärkerem Erhitzen eintreten, durch welches da und dort die orientierend wirken-


  1. Bei Verwendung nur eines Nicols erscheinen sie in verschiedenen Zwischenstufen von Weiß und Gelb vermöge des Dichroismus entsprechend Fig. 1.
  2. Bei zweiachsigen Stoffen pflegt der Fall, daß eine Achse die Sehrichtung hat, nur selten einzutreten, auch sind die Erscheinungen wegen Dispersion der optischen Achsen komplizierter. (Konische Refraktion.)