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Seite:De Flüssige Kristalle Lehmann 29.jpg

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ein (wie bei Fig. 33), bis die Mischung eine gleichmäßige geworden ist, womit sich auch die Kugelform des Tropfens wiederherstellt.

     Ist auch der Tropfen mit der einen Flüssigkeit mischbar, so verwandelt er sich in einen halbbegrenzten Tropfen[1], der aber wegen der bis zu gleichmäßiger Mischung andauernden Kontaktbewegung keine Gleichgewichtsform darstellt (Fig. 35).

     Kommen zwei freischwebende Tropfen miteinander in Berührung, d. h. vereinigen sich die beiden Oberflächen zu einer einzigen, so entsteht an der Berührungsstelle infolge der starken Einschnürung ein nach außen gerichteter Oberflächenspannungsdruck (Fig. 36), der so lange wirkt, bis sich die beiden Tropfen zu einem vollkommen kugeligen Tropfen vereinigt haben.

Fig. 35.
Fig. 36.


     Die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Umbildung eines freischwebenden beliebig gestalteten Stückes einer zähflüssigen Masse zu einem kugelförmigen Tropfen oder das Zusammenfließen zweier Stücke vollzieht, hängt natürlich nicht nur von der Größe der Oberflächenspannung, sondern auch von der der inneren Reibung ab. Bei pechartig zähen Flüssigkeiten würden Jahre und Jahrhunderte nötig sein, wenn nicht gar unendlich lange Zeit, um vollkommene Kugelgestalt zu erreichen.

     Weiche feste Körper, deren Unterschied von Flüssigkeiten darin besteht, daß sie eine (sehr geringe) Elastizitätsgrenze haben und die sich oft kaum von zähen Flüssigkeiten unterscheiden lassen (Pech ist unter der Erweichungstemperatur fest, darüber zähflüssig), verhalten sich ähnlich, können aber niemals von selbst, lediglich durch Wirkung der Oberflächenspannung Kugelform an-


  1. O. Lehmann, Wied. Ann. 43 (1891), 516.