Falle trifft letzteres nicht zu; die Oktaeder erscheinen verzerrt und gerundet und durch Zusammenfließen bilden sich Formen mit vielen Nebenachsen (Fig. 30a), ja sogar mit unendlich vielen, d. h. Doppelkegel (Fig. 30 b); bei anderen Stoffen auch langgestreckte Rotationsellipsoide (Fig. 30c) oder Kreiszylinder mit ebenen oder gerundeten Endflächen (Fig. 30d). Bei solchen Formen, deren Querschnitt ein Kreis ist, ist anzunehmen, daß die Richtkraft nur eine Symmetrieachse der Moleküle, die Hauptachse genannt werden soll, parallel zu richten vermag. Sie ist die optische Achse. Die übrigen, die Nebenachsen, sind nicht nur regellos gerichtet, sondern ändern ihre Richtung infolge der thermischen Bewegung beständig. Die letztere Struktur nannte ich, da sie eine Art Übergang zwischen der Raumgitterstruktur der festen Kristalle und der regellosen Molekularaggregation gewöhnlicher nichtkristallinischer Flüssigkeiten darstellt, halbisotrope Struktur. Sie gibt sich optisch dadurch zu erkennen, daß die Kristalle zwischen gekreuzten Nicols, wenn man in der Richtung der Hauptachsen der Moleküle hindurchsieht, in jeder Stellung dunkel erscheinen.
Bei den gewöhnlichen isotropen Flüssigkeiten ist die molekulare Richtkraft zu gering, entweder weil die Molekularabstände zu groß sind oder weil die Symmetrie der Moleküle dem regulären System entspricht.
Zur Erklärung der Richtkraft können, wie schon eingangs bemerkt, astatische Magnetsysteme dienen, z. B. Würfel (Fig. 3) oder regelmäßige sechsseitige Säulen (Fig. 4) mit abwechselnd entgegengesetzt magnetischen Ecken. In genügender Entfernung kompensieren sich die elektrischen Kräfte und die magnetischen verlieren die richtende Wirkung, die Moleküle wirken also dann so aufeinander, als ob nur von ihren Schwerpunkten ausgehende Zentralkräfte (die gewöhnlichen Kohäsionskräfte) vorhanden wären. Kommen sie aber infolge ihres Bewegungszustandes einander nahe, so müssen sie Kräftepaare aufeinander ausüben, die Drehung bis zur Parallelrichtung zur Folge haben und so die Struktur erhalten oder wiederherstellen.
Da die molekulare Richtkraft schon bei festen Kristallen regelmäßige Verwachsungen (Schichtkristalle und Mischkristalle) hervorzubringen vermag, so läßt sich erwarten, daß gleiches auch für flüssige Kristalle zutreffen wird und das ist in der Tat der Fall. Die flüssigen Kristalle des Ammoniumoleathydrats lassen sich z. B. künstlich färben durch Zusatz von Magdalarot und zwar ist die