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Seite:De Flüssige Kristalle Lehmann 22.jpg

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aber keine homogene, sondern den Figg. 18 - 21 entsprechend eine fächer- bzw. wellenartige. Beispielsweise zeigen die Figg. 22 und 23 Aneinanderreihungen abwechselnd entgegengesetzt gerichteter Fächer, welche besonders häufig vorkommen (wellenartige Fältelungen). Biegung eines homogenen Stäbchens erzeugt Fächerstruktur, wie Fig. 24 andeutet. Stärkere Deformationen führen zu erzwungener Homöotropie[1], d. h. Einstellung der Moleküle in die Richtung geringsten Widerstandes, wie sie auch bei manchen festen Kristallen, insbesondere solchen von weichen Metallen (Zinn, Blei) zu beobachten ist und weiter unten (S. 28) bei schleimig-flüssigen Kristallen näher besprochen wird (Fig. 42).

     So können sich z. B. in einer zwischen Objektträger und Deckglas eingeschlossenen zähflüssig-kristallinischen Masse beim Andrücken des letzteren gewissermaßen Ströme von einheitlicher Struktur

Fig. 24., Fig. 25.

bilden (Fig. 25), welche, ruhende Inseln unveränderter Struktur (in der Figur durch Punktierung angedeutet) umfließen. Tritt beim Nachlassen des Druckes Rückströmung ein, so verwandelt sich die einheitliche Struktur gewöhnlich in die in den Figg. 22 und 23 angedeutete gefältelte.

     Stellt man sich die Moleküle als Blättchen vor, so wären diese Erscheinungen, wie angenommen, so zu deuten, daß die Kräfte zwischen den Molekülen suchen, diese Blättchen tunlichst immer in gleichem Abstand zu halten und daß die Reibung derart anisotrop ist, daß sich die Blättchen ihrer Fläche nach leicht aneinander verschieben, nicht aber senkrecht dazu. Die erzwungene Homöotropie wäre darauf zurückzuführen, daß sich die Blättchen ähnlich wie Lenkrollen so drehen, daß ihre Achsen (Normalen) quer zur Verschiebungsrichtung werden.


  1. O. Lehmann, Flüssige Kristalle 1904, Tafel 2, Fig. 2, 3, 5, Ann. d. Phys. 50 (1916), 555.