das Material brauchbar; die Kristalle waren plastisch, fast wie solche von Blei oder gelbem Phosphor. Bei letzteren konnten die Untersuchungen zwischen gekreuzten Nicols natürlich nicht ausgeführt werden, denn Blei ist undurchsichtig und Phosphor, weil regulär kristallisiert, nicht doppelbrechend. Nach der alten Theorie konnte die Plastizität, weil die Eigenschaften durch Biegen sich nicht änderten, nur eine scheinbare sein; d.h. sie war nur möglich unter Bildung von Trümmern (eventuell Zwillingslamellen) und Wiederverschweißung derselben. Bei dem doppelbrechenden Ammoniumnitrat mußte eine solche Zertrümmerung, falls sie eintrat, bei Beobachtung zwischen gekreuzten Nicols wegen der Bildung verschieden heller, scharf gegeneinander abgegrenzter,
eventuell Lücken zwischen sich lassender Felder (Fig. 6) leicht zu erkennen sein, während falls Störung der Struktur ähnlich wie beim Fließen einer Flüssigkeit eintrat, die Richtungen stärkster Absorption und die Auslöschungsrichtungen stetige Änderungen erleiden mußten. Beispielsweise würde ein ringförmig zusammengebogenes, dichroitisches rhombisches Kristallprisma in polarisierten Lichte zwei gegenüberliegende allmählich auslaufende dunkle Stellen aufweisen müssen (Fig. 7), zwischen gekreuzten Nicols vier verwaschene dunkle Flecke (Fig. 8), die um 90° auseinanderliegen. Die Versuche ergaben nun, daß man einen Ammoniumnitrat-Kristall recht wohl zu einem kleinen Ring zusammenbiegen kann unbeschadet seiner Durchsichtigkeit (d.h. ohne Erzeugung von Sprüngen) und ohne Änderung seiner Eigenschaften (wie z. B. der Dichte, der Umwandlungstemperaturen, der Löslichkeit usw.), obschon der Stoff in einem Temperaturintervall von 150° fünf Modifikationen besitzt, also besonders empfindlich sein müßte.