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Seite:De DZfG 1895 12 220.jpg

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diplomatischen Schule eines Friedrich II. hervorgegangen, eben mit der Niederwerfung einer antideutschen Rebellion beschäftigt war, so wenig Einsicht in die Verhältnisse des Königreiches besitzen, um nicht zu erkennen, dass mit einer Entthronung des Deutschen Konrad durch den Italienischen Manfred auch seine Stellung vernichtet, im Königreiche Manfred’s für den Deutschen Capitän kein Platz sei? Aber nicht bloss seine, auch seiner zwei jüngsten Brüder Existenz hätte er vernichtet; er musste wissen, dass mit Konrad auch seine beiden Brüder zur Fahrt nach Italien sich rüsteten. Gegen eine derartige Annahme spricht auch das Vertrauen, dessen sich Berthold vom Anfang bis zum Ende der Regierung Konrad’s IV. erfreute; für die Dauer hätte dem Könige eine wirkliche Verrätherei Berthold’s nicht unbekannt bleiben können. Indem Rodenberg ihm eine derartige Rolle zuschiebt, schafft er endlich künstlich einen Widerspruch zwischen dem Berthold von 1251 und dem Berthold der späteren Jahre.

Verhandlungen mit der Curie konnten seitens Manfred’s und Berthold’s gar wohl gepflogen werden, ohne dass dabei an Hochverrath gedacht werden müsste. Stellt ja Papst Innocenz IV. dem Markgrafen später selber das Zeugniss aus, dass er schon früher bemüht gewesen, Kaiser Friedrich II. zur Kirche zurückzuführen[1], und hatte ja Friedrich II., dem zu dem Kampfe mit den Lombarden der Kampf mit der Curie sichtlich wider seinen Willen aufgenöthigt worden war[2], in einem Artikel seines Testamentes ausdrücklich verfügt[3], „der heiligen Römischen Kirche, seiner Mutter, solle das Ihre zurückgegeben werden, wenn sie auch dem Reiche das Seinige wiedergebe“, und damit allein schon eine gewisse Ermächtigung zu Verhandlungen gegeben. Damals konnte Berthold noch nicht wissen, dass Innocenz IV. auch über den Tod des Kaisers hinaus gegen dessen Nachfolger dieselbe ablehnende Haltung einnehmen werde. Daran hat man auch nach der Ankunft Konrad’s IV. noch nicht geglaubt, sonst hätte man nicht zweimal den früheren Versöhnungsversuch erneuern können; gerade Berthold ist auch an diesen späteren Versuchen hervorragend betheiligt. Von einem günstigen Verlaufe der Unterhandlungen mochte sich der Markgraf überdies

  1. B.-F.-W. 8841.
  2. Ficker, Reg. imperii V, p. XXV.
  3. B.-F. 3835, § 16.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_220.jpg&oldid=- (Version vom 2.6.2023)