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Seite:De DZfG 1895 12 119.jpg

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und die Folgen wären für ihn nur dann zu fürchten, wenn der Feind aus seiner gegenwärtigen Lage Nutzen zu ziehen verstände.

Er glaubt weiter[1]: wenn der Friede in diesem Winter nicht zu Stande käme und Napoleon zu einem zweiten Feldzug schreite, so werde er den Versuch machen, Oesterreich zu stärkerer Betheiligung heranzuziehen, aber sie würde hier entschieden abgelehnt werden. Die Intention des Kaisers, das System Metternich’s, die Abneigung des Grafen Wallis gegen grössere Ausgaben, der Geldmangel und der Widerstand der öffentlichen Meinung gegen diesen Krieg, der täglich stärker werde, bürgten dafür. Drohungen und Zwang werde Napoleon in diesem Augenblick wohl kaum anwenden, dazu hätten sich die Umstände doch sehr gegen den Beginn des Krieges geändert. Damals hätten die meisten Cabinete Europas gefürchtet, dass dieser Krieg durch einen glänzenden Schlag entschieden und Russland zu einem schnellen Frieden bereit sein würde, der damals denjenigen von Frankreichs Nachbarn hätte verhängnissvoll werden können, die diese Macht nicht behutsam behandelt hätten. Gegenwärtig sei die ganze friedliche Disposition in Russland verschwunden, und der Krieg habe den sonderbarsten Charakter angenommen; während bei anderen Kriegen die Kräfte eines erfolgreich angegriffenen Landes sich verminderten, entfalte das Russische Volk nun erst die seinigen, da der Krieg sich durch den Krieg organisire, und der Sieger sich durch seinen Sieg und seine Fortschritte geschwächt und gehemmt sähe. Das Wiener Cabinet beginne die Erfolge Russlands zu fürchten, aber in welche Gefahren auch Napoleon geriethe, diese Furcht würde Oesterreich nicht veranlassen, ihm wirksame Hilfe zu leisten. Der Wiener Hof werde im geheimen den Petersburger Hof zu menagiren suchen, seine eigene Haltung als durch die Umstände dictirt und für Russland wenig gefährlich hinstellen, innerlich wünschen, dass beide, Frankreich und Russland, sich gegenseitig schwächten, da, besonders so lange Rumjancev die Geschäfte führe, Furcht und Misstrauen hier gross seien; aber sie seien kein neues Gewicht in der Wagschale gegen Russland. Die richtige Politik Oesterreichs wäre jetzt eine formidable Haltung anzunehmen, um bei der Erschöpfung beider kriegführenden Mächte die einer grossen Macht würdige Sprache

  1. Bericht vom 25. November 1812.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_119.jpg&oldid=- (Version vom 11.6.2017)