Zum Inhalt springen

Seite:De DZfG 1892 08 129.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an der Grenze Norwegens vomahm, durch Gegenleistungen in noch erheblich grösserem Massstabe, sandte nach deren Beendigung (1. November) eine Note nach Kopenhagen, in welcher er unter Betheuerung seiner Friedensliebe über den Zweck der Dänischen Demonstrationen sofortigen Aufschluss begehrte, und brach kurz darauf (7. November) nach der Norwegischen Grenze auf, angeblich um die althergebrachte „Eriksgata“ durch die Provinzen seines Reiches zu unternehmen[1]. Allein kaum war er in Karlstad angelangt, als er schon die Antwort des Dänischen Königs (vom 9. November) empfing, welcher „in der feierlichsten und aufrichtigsten Weise“ versicherte, „dass alle seine militärischen Massnahmen, besonders die in Norwegen“, einzig „die Sicherheit seiner eigenen Staaten“ bezweckt hätten, bezw. in Zukunft bezwecken würden. Nichts konnte dem nach kriegerischen Lorbeeren lüsternen Herrscher Schwedens unwillkommener sein, als diese zaghafte Erklärung seines Schwagers. Denn sie nöthigte ihn, allen weiteren Angriffsplänen zu entsagen, um sich nicht den Vorwurf eines leichtfertigen Friedensstörers zuzuziehen. Genug, die Rüstungen wurden Schwedischerseits eingestellt, und beide Monarchen versicherten wieder einander ihrer „aufrichtigsten“ Freundschaft[2].

Die mit unheimlicher Schnelle auf einander folgenden Meldungen von den Rüstungen Gustav’s gegen Christian und von seinem Aufbruch nach der Norwegischen Grenze riefen am Berliner Hofe eine geradezu niederschmetternde Wirkung hervor. Lag doch die Befürchtung nur zu nahe, dass Russland ein feindseliges Vorgehen des Schwedischen Königs gegen dessen Dänischen Schwager keineswegs kaltblütig hinnehmen, sondern den

  1. Ueber die eigenthümliche Institution der Eriksgata vgl. Kjellén, Om Eriksgatan (Upsala, 1889), sowie Key-Åberg, Ytterligare några ord om Eriksgatan (Svensk Hist. Tidskrift X, 364–68).
  2. Eine ausführliche Darstellung der Dänisch-Schwedischen Episode bei Odhner I, 190–200. Die Schwedische Note und Dänische Antwort in Hist. Handl. II, 362–65. Vgl. auch Gustav an Christian, 15. November und dessen Antwort, 26. November. Hjelt [Beilagen] S. 6 ff. u. [Manderström] I, 35 f. – Friedrich d. Gr. sagt in seinen Memoiren (Oeuvres VI, 53), die Wiederversöhnung zwischen den beiden Herrschern sei auf Grund seiner „Vorstellungen“ erfolgt. Die von Hjelt und uns benutzten Acten des Berliner Geh. Staatsarchivs erwähnen jedoch derartige „Vorstellungen“ mit keiner Silbe.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_129.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)