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Seite:De DZfG 1891 05 202.jpg

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Jean Petit Predigermönch gewesen sei und dass der genannte Dominicanerorden mit Leib und Seele der Sache Burgunds ergeben gewesen sei. Aber Ch. hat weder die Väter des Konstanzer Concils gegen den Vorwurf der Bestechlichkeit rechtfertigen können, noch das Andenken des dem Johann ohne Furcht mit Leib und Seele ergebenen Martin Poirée wieder zu Ehren zu bringen vermocht. Luce’s Buch behält trotz einiger Irrthümer in der Hauptsache seinen vollen Werth, und es scheint erwiesen, dass wir Jeanne d’Arc den Predigten der Minoriten verdanken.

Um mit dem hundertjährigen Kriege zu Ende zu kommen, erwähnen wir noch kurz einige Abhandlungen, welche einzelne Provinzen des Königreiches in der Mitte des 15. Jahrhunderts betreffen. Zuerst eine gute Arbeit André Joubert’s[1] über Maine; sodann eine wichtige Abhandlung de Fréminville’s über die Schinder in Burgund[2]; ferner einen umfangreichen Aufsatz des Abbé R. Charles über die Englischen Einfälle in Maine in den Jahren 1417 bis 1428[3]; endlich die interessanten Untersuchungen Gasté’s über die Volksaufstände in der Normandie. Letzterer bespricht ausführlich die Vaux-de-Vire des Olivier Basselin[4].


Zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. G. de Beaucourt, der den Druck seiner grossen Geschichte Karl’s VII. fortsetzt, hat einige Bruchstücke von Bd. V.[5] veröffentlicht. Er behandelt darin den Process des Jacques Coeur und sucht nachzuweisen, dass der König seinen Minister nicht aus Feigheit preisgab. Es dürfte schwer sein, diesen Theil so getrennt vom Ganzen zu beurtheilen; der Verfasser kommt zu dem Schluss, dass der Sturz Jacques Coeur’s aus schwer zu ermittelnden politischen Gründen erfolgte. Dies ist wohl möglich, doch dürfte de Beaucourt in diesem Punkte wie in der Sache Jeanne d’Arc’s Mühe haben, Karl VII. von jedem Vorwurf der Undankbarkeit zu reinigen. – Die Beziehungen der Französischen Könige zu den Italienischen Staaten im 15. Jahrhundert sind noch lange nicht genügend bekannt; man wird daher die beiden Abhandlungen P. M. Perret’s über die Gesandtschaft Jean’s de Chambres an Venedig (1459)[6] – der Verfasser veröffentlicht hier die Berathungen des Venetianischen Senates über die Vorschläge des Königs – und über den am 9. Januar 1478 zwischen Ludwig XI.

  1. Vgl. Nachrr. ’90, 136 o.
  2. Vgl. Nachrr. ’89, 143 h und Bibliogr. ’89, 4750.
  3. Vgl. Nachrr. ’90, 136 n.
  4. CR de l’ac. des sc. mor. et pol. 1889, oct.–déc.
  5. RQH 47, 433–71.
  6. BECh 50, 559–66.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_202.jpg&oldid=- (Version vom 21.12.2022)