Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Vor der letzten oder vorletzten Erweiterung der Umfassungsmauern Lucca’s war Pulia ein „Braccio della Contrada di S. Maria Forisportam“, als aber diese Kirche in die Stadtmauern aufgenommen ward, blieb Pulia ausserhalb und wurde so mit der Zeit selbständige Contrada. So erscheint die Ortschaft z. B. bei der Einschätzung des Jahres 1547 unter Nr. 205.
Das genügt vollkommen für die vorliegende Frage. Angaben über das bis auf unsere Tage herab vorhandene urkundliche Material finden sich bei Bongi, Inventario del R. Archivio di Stato di Lucca, Vol. IV, p. 525.
Darnach erscheint der Vorwurf Fr.’s gegen Bode und Tschudi, von denen man übrigens die Nachprüfung alles urkundlichen Materiales schwerlich verlangen wird, ebenso wie der Ausfall gegen Milanesi als völlig ungerechtfertigt, und sein Ausspruch: „eine Ortschaft Puglia hat niemals existirt“ (übrigens nennt Repetti, Vol. V. p. 678 wie Milanesi noch eine zweite, urkundlich vollauf beglaubigte, im Val d’Arno bei Arezzo) – ist mindestens eine allzu kühne Behauptung, welche – so ohne jegliche Begründung hingeworfen – wohl erst recht Abweisung verlangt.
Auf die vorstehenden Bemerkungen des Herrn Prof. Schmarsow entgegne ich:
1. Die Streitfrage über Nicc. Pisano’s künstlerische Herkunft ist von der nach seinem Geburtsorte nicht zu trennen. Gerade Milanesi’s Entdeckung gab Sch. die Voraussetzung für seine Hypothesen, in denen er Nicc. Pis. mit den Bildhauern Lucca’s und weiter der Lombardei, speciell mit der Comaskenschule zusammenbringt.
2. Wenn er mir Unbekanntschaft mit dem urkundlichen Materiale vorwirft, irrt er. Bereits seit 1882 habe ich mich mit den die Streitfrage betreffenden Urkunden wie Kunstwerken beschäftigt. In Folge davon kam ich eben zu dem Resultat, die Existenz einer „Ortschaft Apulia bei Lucca" zu verneinen. Ausser meiner Habilitationsvorlesung in der Berliner philos. Facultät am 19. Juli 1884 und gelegentlichen Aeusserungen (z. B. in den Studien zu Giotto, Jb. d. k. Preuss. Kunsts. III [1885] habe ich freilich nichts darüber veröffentlicht, weil ich vermeiden möchte, „Gelegenheitsschriften“ auf den Markt zu bringen und für unfertige Forschungen die Nachsicht der Leser zu erbitten.
3. Repetti’s Werk ist seinem Werthe nach bekannt. Wie willkommen er ist, so dürfen seine Angaben nie ungeprüft angenommen werden. Gerade über Lucca ist Repetti schlecht informirt.
4. Dass das „älteste“ Document, welches „die Ortschaft Apulia bei Lucca überliefert“, aus dem Jahre 747 stammt, ist falsch. Ich kenne ein früheres von 729 (Mem. Lucch. IV, 1 p. 70), welches Prof. Sch. über das Wesen, die Ableitung und Bedeutung des Wortes Pulia hätte aufklären können.
5. Prof. Sch. hat die Urkunde von 1124, welche er citirt, nicht
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_430.jpg&oldid=- (Version vom 31.10.2022)