Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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D.M.CCCII.TPE.SA | CRE D.B’NARDI PSVLIS ⃒ƧCU | RANTE MAGRO.LEONAR | DO h’ PORTA FACTA E P MAGRӡ RAYM.D’.PODIO.. d. h. Anno 1302 tempore sacre (?). domini Bernardi presulis procurante magistro Leonardo hec porta facta est per magistrum Raymundum de Podio. Das ist mit Ausnahme von sacre (= sacerdotii ? Schulz) verständlich. Bei Bindi lautet die Inschrift: ANNO D. MCCCII+ESA | CRE.D.B.NARDI PSVLIS PROV | RANTE MAGRO LEONAR | DO KROTA FACTA P.P. | MAGRM RAYM.D.PODIO. – Anno Domini 1302 e sacre (tempore sacro? [sic]) Domini Bernardi Presulis, procurante Magistro Leonardo Christophorota (haec porta? [sic]) facta est etc. – Transcription und Inschrift stimmen, wie man sieht, nicht überein. Erstere scheint mit Hilfe von Schulz etwas zurecht gemacht worden zu sein. Im Verlauf der Erzählung spricht Prof. Bindi, wie von einer histor. Persönlichkeit, von diesem merkwürdigen Sopraintendente Leonardo Christoforota, der unter diesem Namen nie existirt hat.
2. Wir erfahren von einem Paliotto aus massivem Silber in der Kathedrale von Teramo, dem inschriftlich bezeugten Werk eines bis dahin kaum gekannten Gold- resp. Silberschmiedes Nicola Gallucci di Guardiagrele, aus den Jahren 1433–1448. Die Arbeit (die Aufzählung der Reliefs bei Bindi I. 24 ist ungenau und unvollständig; eine sehr mangelhafte Abbildung auf Tafel 5., Bd. II) entlockt ein begeistertes Lob dem Verf., der nicht zögert, diesen Künstler neben Donatello, Ghiberti und Benvenuto Cellini (p. 28) zu stellen. Hätte derselbe in Florenz, Rom, Mailand, nicht in dem Nest Guardiagrele gelebt, er würde heute zu den gefeiertsten Künstlern Italiens gehören. Mit dem Ruhme dieses Mannes hat es aber nichts auf sich. Die meisten Reliefs sind nämlich, wie man dies selbst bei der Undeutlichkeit der Abbildung noch bemerkt, Copien der Einzelfiguren wie Geschichten auf Ghiberti’s berühmter Erzthür an der Nordseite des Florentiner Baptisteriums, welche in den Jahren 1403 bis 1424 entstanden sind! Diese interessante Thatsache zeigt, von welcher Bedeutung Ghiberti und in zweiter Linie Florenz für die Italienische Kunst zu Beginn des Quattrocento war. Die Giesshütte Ghiberti’s, die anerkannt erste der Zeit, vereinte Künstler und Handwerker aus den verschiedensten Theilen Italiens, welche ihrerseits die vollendete Technik und Formensprache des Meisters verbreiteten und wohl auch abwandelten. Ob jener Nicola ans Guardiagrele, vielleicht ein Schüler oder Gehilfe des Florentiners, als ein unwürdiger Plagiator Ghiberti’s anzusehen ist, von dem er annehmen mochte, dass derselbe nie in seinem Leben nach Teramo kommen würde, oder ob er mit dessen Einwilligung Entwürfe und Modelle von
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_424.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)