Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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der Dt. Kaiserzeit, die fortan seine Lebensaufgabe wurde. 1855 konnte er den 1. Band veröffentlichen, der ihm ausser lebhaftester Anerkennung eine Professur an der Univ. Königsberg einbrachte. Von hier folgte er 1862 dem Rufe K. Maximilian’s II. von Baiern an die Univ. München, der er bis an sein Lebensende treu blieb. Mit dem neuen grösseren Wirkungskreis wuchs auch die Last der Geschäfte. Zu den Vorlesungen und der Leitung des hist. Seminars, das er (und damit zugleich die hist. Studien in München) neu begründete, kam alsbald die Führung der Geschäfte der „Hist. Commission“, die ihm als ständigem Secretär sogleich übertragen wurde, ferner der stellvertret. Vorsitz im obersten Schulrath in Baiern, die Mitgliedschaft der Reichsschulcommission und 1875 der Centraldirection der Mon. Germ. hist., 1873 das Secretariat d. hist. Classe der Ak., 1874 die Redaction der Heeren-Ukert’schen Staaten-G., zahlreicher anderer Ehrenämter nicht zu gedenken. Talent und Neigung kamen solchen Verwaltungsgeschäften entgegen, deren gewissenhafte Erledigung aber natürlich viel Zeit kostete. So schritt seine Gesch. der Dt. Kaiserzeit, welcher fort und fort seine wissensch. Studien gewidmet waren, langsamer vorwärts, als er selbst sehnlichst wünschte. Dazu kam, dass die grosse Beliebtheit, der sich das Werk durch seinen warmen patriot. Ton u. seine schwungvolle Sprache einerseits und durch seine Gründlichkeit u. Gelehrsamkeit andererseits beim grossen Publicum wie in der gelehrten Welt zu erfreuen hatte, wiederholt neue Aufll. nöthig machte. Die 1. Abth. des 5. Bandes erschien 1880, die 2., die Gesch. Friedrich Rothbart’s bis zum Sturze Heinrich’s d. Löwen fortführend, 1888. Bis zum Frieden von Constanz hat er die 3. Abth. noch vorbereiten können, eine neue, 5. Aufl. des 3. Bandes, die er eben vor seinem Tode noch fertigstellen musste, hinderte ihn in der letzten Zeit an der weiteren Arbeit für den Schluss der Regierung Friedrich’s. Aber was noch fertig von ihm ausgearbeitet vorhanden ist, das sind die Anmerkungen zu den beiden ersten Abthh. des 5. Bandes, und diese wenigstens – in diesem Wunsche werden alle Historiker übereinstimmen – mögen alsbald veröffentlicht werden. Ohne hier auf die nationale und wissensch. Bedeutung des Werkes, das G. einen dauernden Platz unter unseren ersten Geschichtschreibern für alle Zeiten sichert, näher eingehen zu wollen, verweisen wir für seine übrigen Schriften auf den Almanach der k. Baier. Ak. d. Wiss. (1884), wo dieselben vollständig aufgeführt sind. H. Simonsfeld.
J. v. Döllinger †. Am 10. Jan. 1890 starb zu München Joh. Jos. Ignaz v. Döllinger. Er war am 28. Febr. 1799 zu Bamberg geboren, wo sein Vater, ein berühmter Anatom und Physiolog, Prof. d. Med. an der fürstbischöfl. Univ. war. Nach ihrer Aufhebung wurde derselbe 1803 an die Würzburger Hochschule versetzt. Dort besuchte D. das Gymn. und die Univ., an welcher er sich theolog., philos. und hist. Studien widmete. Am 22. Apr. 1822 empfing er in Bamberg die Priesterweihe, wurde in Landshut Doctor d. Th. und wirkte dann kurze Zeit als Caplan in der Mittelfränk. Stadt Markt-Scheinfeld. 1823 wurde er am Lyceum zu Aschaffenburg Prof. f. Kirchen-G. u. Kirchenrecht, 1826, bei der Verlegung der Landshuter Universität nach München, hier ao. und 1827 ord. Prof. d. Kirchen-G., welche er, später auch Vorlesungen über Relig.-Philosophie u.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_272.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2022)