Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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mit einem Bruder das feste Hautefort mit einer nicht reichen Herrschaft (keine Vizgrafschaft); wie der mächtigere Nachbaradel, war er fast nur dem Namen nach dem Herzog unterthan. Obwohl zweimal verheirathet, liess er sich von verschiedenen Galanterien nicht abhalten. Doch ging diese Liebe nicht tief; in Leben und Kunst blieb er wesentlich Kriegsmann. Das früheste Ereigniss, auf das er sich im Rügelied bezieht, fällt 1181: damals trat er für Toulouse gegen Aragon ein. Darauf verjagte er seinen Bruder, dessen sich Richard [I.] dann kurze Zeit annimmt. Im December 1182 fand er Heinrich’s Königshof zu Argentan zu wenig lustig und freigebig, feierte aber den Liebreiz von dessen [damals hochschwangererl] Tochter Mathilde von Braunschweig. Er hetzte dann seinen Freund, den jungen König Heinrich (III.), und die Limousiner gegen Richard und beklagte es tief, als Heinrich (III.) 23. Juni 1183 starb. Einige Tage später belagert, musste er an Richard Hautefort übergeben, das zunächst sein Bruder erhielt. Als er es bald darauf wiederbekam, blieb er fortan Richard treu. (Dass er von Heinrich II. verspottet worden sei, mit halbem Geist, wie er gerühmt, werde er jetzt nicht reichen, dass er ihn dann durch die Klage um den jungen Heinrich gerührt und gewonnen habe [Uhland’s Gedicht], wird nur vom romanhaften Biographen zwei Menschenalter später erzählt.) Seit 1184 griff er Aragon aufs Neue in Rügeliedern an, vielleicht theilweise aus Künstlerneid, stachelte Richard zum Zwist mit dem Vater und zur Gewalt gegen die Vasallen, diese zum Aufruhr und 1187 König Philipp zur Verdrängung der Engländer. Nur zu Gunsten des Kreuzzugs empfahl er 1188 ausnahmsweise Frieden, stellte den Säumigen Montferrat vor Tyrus als Beispiel hin, blieb aber selbst zu Hause, wohl zu arm und gefährdet, um kostspielige Kreuzfahrt zu wagen. Den Kaiser Heinrich tadelte er 1193, weil derselbe Richard gefangen hatte. Als dieser 1194 zurückkehrte, hoffte Bertran für Aquitanien Kriegsleben und Rittersold. Lieder über spätere Ereignisse gehören nicht ihm, sondern z. Th., wie das über 1202, einem seiner gleichnamigen zwei Söhne. Er trat vor 1197 in das von seiner Familie beschenkte, Hautefort nahe, Cisterzerkloster Dalon. Dessen Chartular bietet Urkundliches über die Borns, das Hrsg. ganz abdruckt. Bertran starb dort zwischen 1202 und 1215. – Seine Dichtung galt seiner Zeit als stachelnde Macht [und er vertrat sie jedesmal ehrlich mit ganzer Person]. Aber seine historische Bedeutung überschätzte schon im folgenden Menschenalter der Provenzalische Biograph, dann Dante, der diesem folgte. Vollends bewusste Politik, etwa eines zu befreienden Aquitaniens, oder gar Französischen Patriotismus hegte Bertran nicht. Ihn trieb zu kriegerischer Kunst und That nur persönliche Vorliebe, die häufig
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_192.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2023)