Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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dieses berühmten Ordens ist; auch hat er gezeigt, wie jeder Fortschritt desselben in Frankreich eine Zeit der Unruhen für dieses Land bedeutet. Dagegen beeinträchtigt seine Strenge nicht seine Unparteilichkeit. Er kann seine Bewunderung für die gewaltigen Fähigkeiten eines Loyola, Lainez und eines Aquaviva nicht unterdrücken; er lässt dem Erziehungstalente der Jesuiten volle Gerechtigkeit widerfahren und zeigt sehr richtig, dass ihr Unterricht, ganz wie der der Universität auf das Studium der Alten gegründet, nicht wesentlich von demselben verschieden war. – Auch das Buch, welches Auguste Laugel soeben über Henry de Rohan[1] veröffentlicht hat, ist recht verdienstvoll; doch kennt und benutzt Verfasser lange nicht alle Quellen über seinen Helden, ebensowenig wie alle Publicationen zur Geschichte des Zeitraumes. Sehr interessant sind die Beilagen, unedirte Briefe von Rohan, seinem Bruder Soubise, Margarethe von Béthune, Herzogin von Rohan und deren Tochter. In Summa ein Buch, das man nicht wird übergehen dürfen.
Der 5. Band der Histoire des princes de Condé[2] vom Herzoge von Aumale ist nicht minder interessant. Er geht vom Ende des Jahres 1646 bis zur Gefangennahme Condé’s und seiner Wegführung nach Vincennes (18. Jan. 1650). Das Buch ist nicht nur formell werthvoll, sondern auch im allgemeinen gründlich und nach guten Quellen gearbeitet. Jede Person wird bei ihrem Eintritt in die Erzählung kurz charakterisirt. Man merkt zwar da und dort, dass Andere die Acten gesucht haben, welche der Verfasser verarbeitet, aber man merkt auch, dass er Zeit und Menschen kennt, von denen er spricht. Besonders sind die Beilagen hervorzuheben, welche fast den halben Band füllen und fast alle aus den reichen Archiven von Chantilly stammen.
Mit dem Buche J. Delarbre’s über Tourville et la marine de son temps[3] treten wir in die Zeit der persönlichen Regierung Ludwigs XIV. Das Werk beruht auf gründlichen Studien und wird sicher für diejenigen, welche sich mit dem Seewesen im 17. Jahrhundert beschäftigen, von grossem Nutzen sein, aber es ist ohne System und ohne Ordnung gearbeitet; man merkt, dass Verfasser nicht gewohnt ist, historisch zu arbeiten.
Aus den Werken von Pignot, de Ribbe und de Saporta kann man ein Bild von dem Privatleben des Französ. Adels im 17. und einem Theil des 18. Jahrhunderts gewinnen. Pignot erzählt
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_172.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2022)