Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Drei dieser Bände (V, VII, und XII) bieten grosses Interesse für die Geschichte der Paläographie; in Dijon bewahrt man einen Theil der Manuscripte von Citeaux und Saint-Bénigne; die Sammlung von Grenoble zählt zu den reichsten Frankreichs; endlich in Orléans finden sich die Reste der berühmten Bibliothek von Fleury-sur-Loire.
Die Bibliothek in Orléans wurde leider von Libri schmählich ausgeraubt; bekanntlich haben erst lange und mühselige Unterhandlungen es L. Delisle, dem Leiter der National-Bibliothek, ermöglicht, einen Theil der von diesem Schwindler entführten Bände und Fragmente nach Frankreich zurückzubringen. Dieser ausgezeichnete Gelehrte hat es für nützlich erachtet, ein Verzeichniss der paläographischen und geschichtlichen Schätze zu geben, deren Wiedererlangung wir seinen Bemühungen zu danken haben. Dieses Verzeichniss[1] bildet einen starken Band. Der Verfasser hat eine überaus anziehende Einleitung vorangeschickt, in welcher man die Geschichte der von oder für Libri und Barrois begangenen Diebstähle und der jetzt beendeten Unterhandlungen mit Gewissenhaftigkeit und genauester Kenntniss des Gegenstandes dargelegt finden wird. Der Katalog, welcher dieser Einleitung folgt, ist des wohlerworbenen Rufes des Verfassers würdig. Er ist allen Gelehrten zu empfehlen, welche sich mit Literaturgeschichte und Paläographie beschäftigen.
Die Herausgabe der Haupt-Urkundenbücher Frankreichs, die schon lange vom Unterrichtsministerium in Angriff genommen ist, geht ziemlich langsam vorwärts. Die Nothwendigkeit, dringendere und besonders besser unterstützte Unternehmungen fortzusetzen, hat das Comité des travaux historiques gezwungen, die dieser doch so nützlichen Sammlung gewidmeten Mittel zu vermindern. Seit einem Jahre ist die Collection des documents inédits nur um einen Band dieser Serie bereichert worden, um Band IV des von A. Bruel herausgegebenen Cartulaire de Cluny[2]. Dieser Band enthält 859 Urkunden, die in die Jahre 1027 bis 1090 fallen. Die Urkunden interessiren Europa und die christliche Kirche eben so sehr als Frankreich. Niemals ist der Orden zu Cluny so mächtig gewesen, als in dieser Zeit; seinen Plänen, eine allgemeine Reform zu schaffen, hat er zum Siege verholfen, in einer Menge von im Verfall begriffenen Abteien hat er die Wiederbeobachtung der Ordensregeln durchgesetzt und so die grosse geistige Wiedergeburt des 12. Jahrhunderts vorbereitet. Leider ist der Gebrauch dieser grossen Sammlung noch
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_144.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2022)