Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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von 89, dass er bei den Jacobinern nur fünf oder sechs Individuen unleidlich, im Club von 89 nur fünf oder sechs Individuen leidlich fände“. Wie hätte ein Fälscher auf diese Abweichungen verfallen sollen, anstatt sich die viel besser epigrammatisch zugespitzte Version von Desmoulins anzueignen? Ich habe daher auch kein Bedenken getragen, die Erzählung des Unbekannten, als bisher völlig übersehen, im Anhang zum 2. Bande meiner Biographie Mirabeau’s wörtlich abzudrucken[1].
Je mehr man sich mit der Ansicht durchdringen wird, die „Bruchstücke“ als eine echte Quelle, und zwar als eine Quelle ersten Ranges, zu betrachten, desto lebhafter wird der Wunsch sein, ihren Verfasser zu enträthseln. Sehen wir zu, was sich aus ihnen selbst für die Enthüllung dieses Geheimnisses gewinnen lässt. Es wird jedem Leser auffallen, wie viel an’s Französische anklingende Wendungen sie enthalten. Ausdrücke wie „die Sitzung heben“ (lever la séance), „in der Ueberredung“ (dans la persuasion), „die Revolutionäre im Gesicht ihrer Stärke“ (en vue de leur force) und ähnliche gehören nicht zu den Seltenheiten. Allein es wäre voreilig, daraus schliessen zu wollen, dass die Bruchstücke ausnahmslos ungeschickt aus dem Französischen übertragen, noch voreiliger, dass sie von einem Franzosen verfasst wären. Man erinnere sich der eigenthümlichen, entschuldigenden Bemerkung des Vorberichtes, die Bruchstücke seien „in der Sprache vom französischen Styl nicht ganz rein und unausgefeilt“. Man beachte, dass es einmal, unter dem 29. Juni 1791, in dem Buche heisst: „Vorgestern sind die Königin und der König verhört worden; ich wüsste im Deutschen den gelinden Ausdruck der Versammlung nicht nachzuahmen.“ Man rechne dazu, dass S. 241 ein in einem Französischen Journale[2] erschienener Dialog „über die Existenz des österreichischen Komite“ ausdrücklich als ins Deutsche „übersetzt“ mitgetheilt wird („Ich übersetze, so gut ich kann“). Dies alles lässt darauf schliessen, dass ein Deutscher, der sich allerdings Gallicismen angewöhnt hatte, Schreiber der Brief- und Tagebuchauszüge gewesen ist. Auch geht dies aus der Bemerkung hervor: „In
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_106.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2022)