Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Geistesruhe begünstigen werden; aber der Himmel weiss, wenn dies geschehen wird.“ „Die Aufsätze,“ sagt er kurz vorher, „sind von gemischtem Interesse, zum Theil unvollständig, unausgeführt, in der Sprache vom französischen Styl nicht ganz rein und unausgefeilt. Der Verfasser hatte weder Zeit noch Geduld, einen Federstrich an diesen vor Jahren geschriebenen Briefen zu ändern; er würde jetzt dem Ganzen eine andere Form geben, und dazu fehlt es ihm an Musse.“
Ueberblickt man das Inhaltsverzeichniss, welches sich dem Vorberichte anschliesst, so fällt in der That die Formlosigkeit und der gemischte Charakter der unter den Ueberschriften „1790“, „1791“, „1792“ eingeordneten Mittheilungen sofort in die Augen. Allgemeine Reflexionen (wie über „die Sittenverderbniss des französischen Adels“, „über die Abschaffung der Titel“, „über die Unwissenheit des Landvolks in Frankreich“ u. s. w.) wechseln mit der eingehenden Schilderung einzelner revolutionärer Ereignisse. Charakteristiken hervorragender Persönlichkeiten und Anekdoten, mitunter ziemlich anstössigen Inhaltes, lösen einander ab. Hie und da machen die Bruchstücke den Eindruck von Tagebuchblättern, meistens stellen sie sich als Auszüge von Briefen dar, schon äusserlich durch Angabe des Datums und gewisse Redewendungen (z. B. S. 70, 26. April 1791: „Ich behalte mir für einen andern Brief vor“, S. 192, 27. Nov. 1791: „Die Seltenheit Ihrer Briefe, theurer Freund, gibt mir kein Recht nachlässig zu sein“) als solche kenntlich. Ein chronologischer Faden wird nicht strenge eingehalten, sondern der Zusammenhang mitunter durch Rückblicke auf Früheres unterbrochen. Immer aber hört man einen Mann von Geist sprechen, dem es weder an wissenschaftlicher Bildung noch an mannigfacher Lebenserfahrung zu fehlen scheint.
Seine politische Gesinnung tritt scharf hervor und wird schon durch das Motto ausgedrückt. Ein Freund der Parole Freiheit und Gleichheit, weil er von beiden die Erreichung einer höheren Culturstufe erwartet, gegen „die Albernheit der Aristokratie“, „göttliches Recht des Königs“ und die „Gewissenstyrannei der Priester“ eingenommen, widmet er der Revolution seine volle Sympathie und betrachtet einen Mallet du Pan, „der die Fürsten Europa’s gegen eine Nation aufzuhetzen sucht“, als einen „verworfenen Menschen“. Dabei übt er jedoch einschneidende
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_101.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2022)