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Seite:De DZfG 1890 03 066.jpg

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machte man zwar den Versuch, auf den grossen Kapiteln zu Soest und Dortmund 1430 und durch die sogenannte Arnsberger Reformation von 1437 festere Grundlagen zu schaffen, aber die Zersplitterung der Freistühle, die Willkür der einzelnen Stuhlherren und Freigrafen und noch schlimmere Gründe verhinderten jeden dauernden Erfolg[1].

Immerhin nahmen die Westfälischen Gerichte für einige Zeit eine gewaltige Stellung ein. Es war für sie eine Lebensfrage, auch die fürstliche Welt ihren Sprüchen zu unterwerfen, und wenn anfangs die Auffassung galt, über Fürsten dürften sie nicht richten, nahmen sie nachher Anklagen gegen solche mit Vorliebe entgegen und verfolgten die Processe mit allem Nachdruck. Aber sie erreichten ihre Absicht nicht, die fürstliche Gewalt erwies sich wie überall als die stärkere.

Unter den zahlreichen Processen, welche gegen Hochgestellte geführt wurden, ist der bedeutendste der gegen Herzog Heinrich den Reichen von Baiern-Landshut. Die mannigfachen Wendungen, welche er genommen hat, geben ein treffliches Bild von dem Wesen der Westfälischen Gerichte, wie von dem Charakter der gesammten Zeit. Zum Glück sind wir über ihn gut unterrichtet. Eine Fülle von Urkunden veröffentlichte Freiherr von Freyberg in dem ersten Bande seiner „Sammlung historischer Schriften und Urkunden“ (Stuttgart und Tübingen 1827), dann gab Bernhard Thiersch in seiner Schrift: „Vervemung des Herzogs Heinrich des Reichen von Baiern durch die heimliche Acht in Westfalen“ (Essen 1835) werthvolle Nachträge; einiges theils Gedrucktes, theils bisher Nichtbekanntes findet sich anderweitig.




Im Juni 1416 schlossen fünfundzwanzig Baierische Ritter ein Bündniss zur Vertheidigung ihrer Freiheiten, selbst gegen ihre Landesherren. Unter ihnen befand sich Kaspar von Törring, dessen Stammschloss an der Baierischen Grenze im Salzburgischen lag. Die Familie war in Baiern hochangesehen und reichbegütert, sie besass seit längerer Zeit das Oberstjägermeisteramt des Herzogthums

  1. Ich habe alle diese Dinge eingehend behandelt in meinem Buch: Die Veme. Münster und Paderborn 1888.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_066.jpg&oldid=- (Version vom 20.10.2022)