Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
|
Gegensatz der Absichten suchte Oranien zu verhüllen, indem er die Südprovinzen versicherte: die Lande vom gesetzlichen Gehorsam gegen ihren König abziehen wolle er nicht, und habe er nie gewollt[1]. Aber gleichzeitig suchte er die Generalstaaten zu Forderungen und Massregeln fortzutreiben, welche thatsächlich die Herrschaft des Spanischen Königs unmöglich gemacht hätten, gleichzeitig suchte er ferner die auf den eben erwähnten Beschluss von Holland-Seeland gefolgten Verhandlungen mit König Heinrich III. von Frankreich und seinem Bruder, Herzog Franz von Alençon, welche den abgefallenen Provinzen die Hilfe Französischer Truppen und einen neuen Herrscher in der Person Anjou’s einbringen sollten, und welche bisher zwar zu keinem Ergebniss gelangt, aber auch von keiner Seite abgebrochen waren, so zu lenken, dass in die Rolle der beiden Provinzen die Generalstaaten eintreten und vorläufig wenigstens die Truppenhilfe Frankreichs unter Führung Anjou’s nachsuchen und annehmen möchten.
In dem ersten Zeitraum sehen wir den Fürsten Wilhelm eine lebhafte Correspondenz mit den Staatsmännern der südlichen Provinzen seit dem 10. September aufnehmen. Anfangs jedoch sind seine Schreiben und Aufträge an Einzelne gerichtet: ihr Zweck ist, eine Partei innerhalb der Staaten und der Städte zu gründen, die Friedens- und Bündnissverhandlungen, welche zwischen den Deputirten der in Brüssel zusammen kommenden Generalstaaten und den Bevollmächtigten Oranien’s und der Holländisch-Seeländischen Staaten am 19. October in Gent eröffnet wurden, zu befördern und die gewünschte Verbindung mit Frankreich vorzubereiten. Neben diesen Correspondenzen gibt es nur ein umfassendes an die Gesammtheit der Generalstände gerichtetes Gutachten, welches noch in den Anfang des ersten Zeitraumes fällt.
Das Gutachten ist von Gachard nach einer undatirten Abschrift veröffentlicht[2] und in die Zeit, da die Verhandlung in Gent im Gange, von der Ankunft Don Juan’s aber dem Fürsten noch nichts bekannt war, verwiesen. Man kann diese Zeitbestimmung viel enger fassen, wenn man genauer auf den Inhalt
Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br. 1890, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_036.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)