Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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und Schill gemeinschaftlich gehandelt habe. Erwiesen ist das nicht; indess sey ihm, wie da wolle, so ist gewiss, dass General v. Scharnhorst seit sechs Wochen ausser Einfluss und fast ohne Activität ist. Wenn man klagt, dass der König nicht strenge genug in der Schillschen Sache handle, so vergisst man den persönlichen Charakter Sr. Majestät, welche überall Strenge nicht liebt und möglichst zu vermeiden sucht. Auch hielten beide Majestäten persönlich viel auf Schill und haben daher mehr Schmerz als Zorn über sein Betragen empfinden müssen. Die Personen, welche er verführt hat, alle unglücklich zu machen, leuft so durchaus gegen das Gefühl des Königs, dass es etwas Unmögliches fordern heisst, wenn man dies von ihm verlangen wollte.
Dass der bei weitem grösste Theil des Militairs für den Krieg ist, hat sich bewiesen und ist auch sehr natürlich, da es eine Scharte gegen Frankreich auszuwetzen hat. Nur dürfen die Thorheiten und Aeusserungen Einzelner nicht auf Rechnung der Staatsregierung kommen. Wer unsere Geschichte kennt, weiss, dass Anno 1805 dieselbe Stimmung herrschte und der König damals doch den Krieg nicht anfing.
Die Mobilmachungen in der Armee sind kein Gegenstand der Besorgniss, ich werde einen Etat bekommen und mittheilen, woraus sich ergeben muss, dass die konventionsmässige Anzahl von 42 000 Mann noch nicht komplett ist. Auch fehlt es der Armee an Allem, und man schafft nur das an, was selbst im Frieden unentbehrlich ist. Bei der Langsamkeit, womit leider immer bei uns verfahren wird, und von der die französischen Staatslenker keinen Begriff haben, sieht als Viel und gross aus, was an sich nichts ist und mit einem Mahle geschehen sollte. Unsere 42 000 Mann könnten längst organisirt seyn, aber die Wahrheit ist, dass sie es noch nicht sind und bei der gewöhnlichen Art zu attendiren, kontrahiren und reguliren auch sobald noch nicht seyn werden.
So viel mir bekannt ist, hat Graf v. d. Goltz schon seit lange Ordre vom Könige sich über diesen, allerdings wichtigen Gegenstand mit Offenheit auf jede Anfrage zu erklären.
Meine feste Ueberzeugung ist, dass unser König nur mit Russland handelt und dass also, so lange Frankreich von Russland nichts zu besorgen hat, es auch Preussen nicht zu berücksichtigen braucht, welches ohnehin bei weitem weniger leisten kann, als Manche im Wahn der alten Grösse Lebende glauben.
Ob es für Frankreich selbst nicht besser wäre, die Selbstständigkeit Preussens zu sichern, durch Erlass der Contribution und andere Mittel es sich zu verpflichten und die Stimme der Nation zu gewinnen,
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_447.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2022)