Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
|
mindesten stark übertriebenen Gerüchte verfehlten nicht ihre Wirkung, namentlich bei der dänischen Regierung, welche bei der russischen Kaiserin eine besondere Vorliebe für diejenige Partei in Schweden wahrgenommen zu haben glaubte, die sich dem Grafen Bernstorff zu Folge bestrebte, „unter der Führung und den Auspicien der Königin Ulrike die von Russland garantirten Grundgesetze in Schweden umzustürzen und daselbst die Souveränität wieder herzustellen“. Diese „geheime Liaison“ zwischen Katharina und Ulrike, der „unversöhnlichen Feindin“ Dänemarks, erschien dem Leiter der dänischen auswärtigen Politik um so gefährlicher, als er wusste, dass die russische Kaiserin sich in Allem den preussischen König zum Modell genommen, sowohl in dem Ton ihrer Briefe, wie in ihrem „Geschmack für die Gelehrten oder vielmehr für die Schöngeister“, in ihrem „philosophischen Jargon“ und besonders in der Politik[1]. Mussten unter solchen Umständen nicht die nahen Beziehungen zwischen Friedrich und Ulrike auch die früheren russischen Gefahren heraufbeschwören?
In dieser Zeit zeigte sich wiederum der glänzende politische Scharfblick des Grafen Bernstorff in hellstem Lichte. Nach Petersburg entsandte er den Grafen von der Osten[WS 1], der während seines früheren Aufenthaltes in Russland bei der damaligen „Grossfürstin“ Katharina persona gratissima gewesen. Der französischen Regierung suchte er zu beweisen, wie wichtig es sei, „dass Schweden nicht unter dem Joch einer ehrgeizigen, von den Gegnern und Rivalen des Hauses Bourbon abhängigen Fürstin zusammenbreche“ oder sich gezwungen sähe, der „russischen Herrschaft“ und „den gebieterischen Rathschlägen des preussischen Königs, des einzigen Orakels seiner königlichen Schwester“, zu gehorchen[2]. Besonders charakteristisch ist aber die Instruction vom 2. September 1763, welche er an den nach Berlin designirten Gesandten Dede von Fürstenstein[WS 2] richtete, und in welcher er diesem dringend ans Herz legte, auf die zwischen Ulrike und Friedrich bestehenden Beziehungen genaue Obacht zu geben.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Adolph Sigfried von der Osten, dänischer Gesandter in Sankt Petersburg 1757–1765.
- ↑ gemeint wohl: Diede von Fürstenstein
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_436.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)