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Seite:De DZfG 1889 02 428.jpg

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worden, „die Situation des Königs von Schweden angenehmer zu gestalten“ und „ihm die Souveränität zu verschaffen“. Unter solchen Umständen verabsäumte es der preussische König nicht, seine Schwester wiederholentlich zu ermahnen, „den Moment zu benutzen“ und sich mit dem Kaiser zu verständigen, „der von Dänemark alles zurückzufordern gedenkt, was das Haus Gottorp in Schleswig verloren“[1] und mit dessen Hilfe es ihrem Gemahl ein Leichtes sein werde, über die französische Partei zu triumphiren und die frühere Gewalt über den schwedischen Senat wiederzugewinnen[2]. Immer günstiger lauteten die Nachrichten aus Petersburg, so dass er bald „positiv sagen zu können“ glaubte, der neue russische Kaiser sei „von den besten Absichten gegen den schwedischen König beseelt“ und „alles werde nach ihren Wünschen ausschlagen“, wofern man sich mit jenem „durch eine Vertrauensperson“ (par quelque homme de confiance) in näheres Einvernehmen setze, wozu die Thronbesteigung einen willkommenen Vorwand böte[3].

Die Königin säumte nicht, die Rathschläge ihres Bruders zu befolgen und beorderte den Kammerherrn Baron Düben[WS 1] an den russischen Hof zur Begrüssung ihres kaiserlichen Neffen[4] in seiner neuen Würde, während gleichzeitig Graf Buturlin[WS 2] aus Petersburg eintraf, um die Thronbesteigung Peter’s officiell zu notificiren, die besten Freundschaftsversicherungen mündlich zu geben und vor Allem sich der Unterstützung Schwedens in dem bevorstehenden dänisch-russischen Kriege zu versichern[5]. Zwar äusserte Ulrike wegen einer zu befürchtenden feindseligen Haltung des Kopenhagener Hofes anfangs Bedenken; doch wurden


  1. Friedrich an Ulrike, 4. April 1762; abgedr. in Fersen’s Hist. Skrift. III, 327.
  2. Friedrich an Ulrike, Breslau 27. Marz 1762: „Ce que vous voulez gagner d’ailleurs, comptez que vous l’obtiendrez par l’assistance de l’Empereur de Russie qui est zélé pour sa maison, et que vous triompherez du parti français.“ Fersen’s Hist. Skrift. III, 326, vergl. 325 u. 327.
  3. Friedrich an Ulrike, 11. April 1762. Fersen’s Hist. Skrift. VIII, 296. Stockh. 1872.
  4. Peter’s Gemahlin, Katharina, war die Tochter der verwittweten Prinzessin v. Anhalt-Zerbst, der Schwester des Königs Adolf Friedrich von Schweden. Peter selbst war gleichfalls mit Adolf Friedrich nahe verwandt.
  5. Siehe die Bemerkungen Ulrikens in ihren Memoiren; abgedr. in Fersen’s Hist. Skrift. III, 315.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joachim von Düben der Jüngere, später 1772 kurz Kanzleipräsident.
  2. Graf Alexander Borissowitsch Buturlin, russischer Feldherr.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_428.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)