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Seite:De DZfG 1889 02 411.jpg

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I.
Die nordische Politik Friedrich’s des Grossen bis zum Jahre 1762.

Bereits im Sommer 1744, während der Vermählungsverhandlungen zwischen dem schwedischen Thronfolger Adolf Friedrich[WS 1] und der Prinzessin Luise Ulrike[WS 2], der Schwester Friedrich’s des Grossen, war preussischerseits eine schwedisch-russisch-preussische Tripelallianz in Anregung gebracht worden; doch hinderte damals der Widerspruch der Kaiserin Elisabeth von Russland ein weiteres Eingehen auf diesen Plan. Auch der Versuch des preussischen Monarchen, nach Abschluss eines schwedisch-russischen Bündnisses (6. Juli 1745) durch seinen Gesandten Finckenstein[WS 3] in Stockholm auf Wiederaufnahme der Verhandlungen hinzuwirken, begegnete den grössten Schwierigkeiten. Denn wie sehr die leitenden politischen Kreise Schwedens auch geneigt sein mochten, zu dem Bruder ihrer dereinstigen Herrscherin in ein Freundschaftsverhältniss zu treten und das russische Joch abzuschütteln, – noch weit mehr fürchteten sie die Rache der russischen Kaiserin und ihrer Verbündeten. Wiewohl aber der erste Appell Friedrich’s an „die Dignité des Königreichs Schweden“, seine Verwunderung darüber, „dass die dortigen Ministres sich so servilement gegen die Russen betrügen“[1], ungehört verhallte, gab er seine Sache noch nicht verloren und fuhr aufs eifrigste fort, an dem Zustandekommen eines Bündnisses zu arbeiten; weniger weil er von Schweden in einem Kriege gegen Russland oder andere Mächte eine hervorragende Hilfsleistung gewärtigte, als „um den Namen und den Bruit, so es machte“[2]. Die interessanten Vorgänge auf dem schwedischen Reichstage 1746–47, die heissen Kämpfe zwischen „Hüten“[WS 4] und „Mützen“[WS 5], die energische Politik der jungen schwedischen Kronprinzessin Luise Ulrike, bei deren Anblick allein schon die nordischen Herzen höher schlugen, die verrätherischen Umtriebe der fremden Gesandten, namentlich des russischen Freiherrn von Korff[WS 6], der im Einverständniss mit seiner Regierung die üblichen Rücksichten


    in der Universitätsbibliothek zu Upsala und im Privatarchiv des Oberkammerherrn Grafen A. Lewenhaupt auf Schloss Sjöholm (Södermanland) gesammelt. – Die Daten gebe ich alle nach neuem Stil!

  1. Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen V, 43.
  2. Pol. Corr. V, 58.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Adolf Friedrich, König von Schweden, 1751–1771
  2. Luise Ulrike von Preußen, Schwedische Königin von 1751–1771
  3. Karl Wilhelm von Finckenstein, Preußischer Gesandter in Stockholm 1735–1747
  4. Hattarne, Partei der Frankreich-freundlichen Gegner einer starken Monarchie
  5. Mössorna, Partei der Russland-freundlichen Gegner einer starken Monarchie
  6. Johann Albert von Korff, russischer Gesandter in Kopenhagen von 1741–1766, zwischenzeitlich 46–48 in Stockholm.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_411.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)