Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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aus deren Nachahmung nach Pipin’s und Karl’s[1] Denaren die fränkische Beziehung, aus deren Anfertigung zum Theil in Canterbury (wo auch die Erzbischöfe auf ihren Münzen neben sich Könige der Mercier, später der Westsachsen nennen) die Abhängigkeit Kents, aus deren Einführung allmählich durch ganz England die sich vorbereitende Einung Britanniens. Offa’s berüchtigte Gemahlin Cynethryth „regina“ ist die einzige Frau auf diesen Münzen. Der Pfennig ist grösser, aber dünner als der Sceat, nennt den Regenten, meist mit seitlichem Brustbild (das bald in Haarflechten und Diademen der Könige, bald in Schnurrbärten, bald in Tonsur und Pallium der Erzbischöfe – nur diese erscheinen, vielleicht nach päpstlichem Vorbild, in Vorderansicht – individuelle Züge wagt), und gibt auf der Rückseite den für Schrot und Korn verantwortlichen Münzer an (manchmal mit „me fecit“, so dass der wirkliche Präger, nicht etwa ein Beamter zur Münzbeaufsichtigung, gemeint scheint) oder später bisweilen die Prägestadt: Dorobernia (d. i. Canterbury), York, Lincoln. Von Münzern[2] nennt dieser Band über 400. Dieser englische Denar, der, wie sein fränkisches Vorbild, unter Offa an Schwere wuchs, behielt fast sechs Jahrhunderte nahezu seinen Werth – ein starker Beweis für die finanzielle Beständigkeit des Reiches – und diente den Anfängen schottischer, irischer, skandinavischer Münzung zum Vorbild. Er zuerst lässt den Werth am Gepräge sehen, während die autoritätslosen Sceattas bei grösseren Zahlungen wahrscheinlich noch gewogen werden mussten. Seine Prägung steht nur den Königen und Erzbischöfen zu – ein Grundsatz, der, vielleicht in der Wikinger-Anarchie durchbrochen, im 10. Jh. Gesetz wird –, auch wenn der König die Münze, d. h. ihren Ertrag, Prälaten überweist. Merciens Münze (III) endet mit seiner Eroberung durch die Dänen 874. Kentische Denare (IV) sind a) von Königen geprägt seit dem von den Geschichtschreibern vergessenen Ecgberht II. um 780 bis zur Unterwerfung unter Wessex 825, b) von den Erzbischöfen von Canterbury c. 766–900. Von den Kleinstaaten Essex und Sussex sind keine Münzen bekannt: ihre Selbständigkeit endete zu früh. –
V. Aus Ostangeln stammen Pfennige, die dann nach Northumbrien eindringen: a) der Könige von c. 760 bis Aethelstan-Guthorm (890),
- ↑ Nur in der Zeichnung werden nebenbei auch Kaisermünzen und Sceattas fernerhin copirt. Einmal ist Ludwig des Fr. Goldsolidus nachgeahmt.
- ↑ Ich fürchte, mancher sonderbare Namen bei Keary entstand aus Verprägung oder aus Verlesung (so Wintred aus Wihtred); die Buchstaben sind oft mehrdeutig. Warum sollen die Münzer anders geheissen haben als die Zeugen der Urkunden, die Verf. zu wenig benutzt?
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_203.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)