Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Savoyen unter ähnlichen Bedingungen, als sie früher den della Scala, Visconti etc. gewährt waren, zum lebenslänglichen Vicar für die Städte Pavia, Vercelli und Novara ein[1]. Was diese Ernennung bedeutete, war klar. Es war eine Fortsetzung jener Politik, einheimische Grosse für die Aufrechterhaltung der Ruhe in jenen Gegenden verantwortlich zu machen, es war eine Stärkung des savoyischen Einflusses und endlich eine Concession an alle die Theile der guelfischen Partei, welche noch nicht die Treue gebrochen hatten. Die Savoyer Grafen galten ja in den lombardischen Städten als Guelfen, und Philipp war der specielle Vertrauensmann aller jener guelfischen Parteiführer, welche sich im Gegensatz gegen Guido della Torre beim Beginn des Römerzuges dem Könige freundlich gesinnt gezeigt hatten. Zudem hatte Philipp, wie oben erzählt, soeben in Vercelli einen Frieden gestiftet. Heinrich VII. glaubte also durch die Berufung des Savoyers zum Reichsvicar jene Elemente mit seiner neuen Politik auszusöhnen und sie fester als bisher an sich heranzuziehen. Es war dies aber ein neuer schwerer Irrthum: jene Guelfenführer konnten nur dann versöhnt werden, wenn sie die Gewalt, welche sie vor dem Erscheinen Heinrich’s besessen hatten, zurück erhielten und sie selbst in den von ihnen einst beherrschten Städten zu Vicaren bestellt wurden. Filippone di Langosco zeigte sich daher schon während des Königs Aufenthalt zu Pavia sehr unbotmässig[2], und es war leicht vorauszusehen, dass er
- ↑ Joh. de Cermenate 1261. Ferreto von Vicenza 1087. Nicolaus von Butrinto 93. Letztere Quelle lässt die Ernennung schon vor Brescia geschehen. Es ist dies aber ein Irrthum, vergl. Mandelli, Il comune di Vercelli IV, 138. Capellina, I Tizzoni e gli Avogadri p. 26. In der von mir in der Beilage mitgetheilten Urkunde tritt Philipp noch nicht als Vicar, sondern nur als Friedensstifter auf. Urkundlich wird er als Vicar meines Wissens überhaupt erst am 21. October erwähnt. (Summarium monumentorum archivii Vercellensis p. 262). Felsberg, p. 18, findet es wunderbar, dass Philipp den officiellen Titel „vicarius generalis“ führt. Die Sache erklärt sich aber sehr einfach: Philipp hatte, wie urkundlich nachweisbar ist, in Pavia, Vercelli und Novara seine Untervicare. Felsberg, welcher irrthümlich annimmt, Philipp habe nur das Vicariat von Pavia gehabt, hat dies übersehen.
- ↑ Da das deutsche Heer in Folge der vor Brescia erlittenen Verluste sehr zusammengeschmolzen war, so hatte Heinrich VII. den Matteo Visconti mit mailändischen Hilfsschaaren zu sich nach Pavia entboten. Doch verwehrte Filippone di Langosco dem Visconti unter nichtigen Vorwänden
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_136.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)