Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Gegenden zu versichern und zugleich auf Padua einen Druck auszuüben, ging Heinrich zu eben dieser Zeit in der Begünstigung der Ghibellinen noch einen Schritt weiter. Er ernannte die Brüder Alboino und Cangrande della Scala zu lebenslänglichen Reichsvicaren für Verona, den Passerino de’ Buonacossi zum Reichsvicar für Mantua und dem Rizzardo da Cammino übertrug er dasselbe Amt in Treviso[1]. Diese Ernennungen bedeuten den endgültigen Bruch mit der bisherigen Vermittlungspolitik. Heinrich stellte sich auf den Standpunkt des Parteimannes und begann, dem Zwange der Verhältnisse folgend, das Parteiinteresse der Ghibellinen über dasjenige der Gesammtheit zu stellen oder doch dem der Guelfen weit vorzuziehen.
Aus diesem Zusammenhange heraus erklärt sich uns auch jenes harte und scheinbar so ungerechtfertigte Vorgehen Heinrich’s gegen Cremona. Dasselbe war nicht der Act eitler Rachsucht, als welchen ihn unsere Quellen und mit ihnen die neueren Bearbeiter hinzustellen lieben, sondern entsprang der Ueberzeugung, dass völlig neue Grundlagen geschaffen werden mussten, wenn die Pacificirung Reichsitaliens dauernd gelingen sollte. Verliert daher von jetzt ab die Politik Heinrich’s den romantischen Charakter, welcher ihr bis dahin angehaftet hatte, so war seine Lage darum nicht ungünstiger geworden; denn jenes über Cremona verhängte Strafgericht übte in der That auf die beiden allein noch im Widerstande beharrenden Städte Brescia und Padua einstweilen den heilsamsten Einfluss aus.
Padua hatte, als die Kunde von der Eroberung Vicenzas durch die Deutschen und Veroneser eintraf, zuerst versucht, diese
- ↑ Für die Uebertragung dieser lebenslänglichen Vicariate (vergl. auch Felsberg, Beitrr. p. 28 ff.) wurden sehr bedeutende Summen gezahlt; so zahlte Rizzardo da Cammino 16 000 Goldflorin (Verci V, 138), Passerino de’ Buonacossi sogar 20 000 Goldflorin. (Vergl. Bonaini I, 200.) Die Ernennung des Rizzardo zum Vicar Trevisos erfolgte am 10. Mai (Verci V, 138), die der Vicare von Mantua und Verona etwas früher (Alb. Mussato 358), doch sind die genaueren Daten unbekannt. Panvinius, Antiquitates Veronenses (Patavii 1668) p. 206 sagt zwar, dass die della Scala am 7. März (die dominico, nonis Martii) zu Reichsvicaren ernannt seien, indessen sagt er nicht, welcher Quelle er dieses Datum entnommen hat. Dasselbe dürfte zudem falsch sein, denn als Aimo von Genf Anfang April in Verona eintraf, hatte der bisherige Vicar Veronas, der Pisaner Giovanni Zeno, soeben erst sein Amt zu Gunsten der della Scala niedergelegt. Vergl. Ferreto v. Vicenza 1069.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_123.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)