Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Härtere Strafe sollte die offenbaren Empörer, die della Torre, treffen. Sie wurden geladen, sich binnen acht Tagen in Mailand zur Verantwortung zu stellen. Sie erschienen nicht, vielmehr verliess Guido eben jetzt das Mailändische, wo er sich so lange verborgen gehalten hatte[1], und floh nach Cremona. Guido’s Söhne wehrten sich in der Feste Monteorfano; – dorthin hatten sie sich nach dem Misslingen des Aufruhrs geflüchtet – aufs verzweifelste. Auch eine zweite Ladung erwies sich als nutzlos. Nun hatten sich die ehemaligen Guelfengebieter von Pavia, Vercelli, Novara und Lodi gleich nach Niederwerfung des Aufstandes für ihren Parteigenossen Guido beim Könige verwandt. Ihrem Wunsche gemäss beschloss dieser jetzt, es bei Guido mit Milde zu versuchen, ein Beschluss, zu dem er freilich nicht minder auch durch die gerade in diesen Tagen eintreffende Nachricht vom Abfall Cremonas und anderer Städte gedrängt sein wird. Er erliess am 27. Februar an die della Torre die Aufforderung nach Mailand zurückzukehren und sicherte ihnen Verzeihung, ja sogar Rückerstattung ihres Besitzes zu, wenn sie Monteorfano auslieferten und in die Verbannung gingen, wo er sie hinschicken würde. Er erklärte auch, die abtrünnigen Städte in Gnaden wieder annehmen zu wollen, nur müssten sie bis zu einem bestimmten Termin Abbitte thun und sich unterwerfen. Die erwähnten vier Guelfenführer selbst wurden beauftragt, die Verhandlungen mit den Aufständischen zu führen, doch mussten sie vorher versprechen, wenn die Rebellen trotz dieser so annehmbaren Bedingungen im Widerstande verharrten, sich von diesen völlig lossagen und gegen sie als ihre Feinde auftreten zu
- ↑ Der Name des mailändischen Ortes, an welchem Guido sich versteckt hatte, bleibt uns in Folge einer Lücke im Text des Ferreto von Vicenza 1062 unbekannt.
nach dem Aufstand“ erfolgen, Joh. de Cermenate sagt: „post paucos dies“. Den Grund der Verbannung dürfte nicht das Verhalten Galeazzo’s während des Aufruhrs gebildet haben, sondern vielmehr seine früheren Unterhandlungen mit Franceschino della Torre. Wenn Cermenate diese Verbannung als die Folge von Verleumdungen der auf Matteo neidischen (?) mailändischen Grossen hinstellt, so wird dies nicht allzu wörtlich zu nehmen sein und sich darin wohl nur die Entrüstung Cermenate’s widerspiegeln darüber, dass auch Ghibellinen sich dazu brauchen liessen, Zeugniss gegen Matteo abzulegen.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_111.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)