Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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krank und könne den Zug nach Rom nicht mitmachen[1]. Guido litt an der Gicht und war, wie wir sehen werden, wirklich bettlägerig krank, indessen war auch des Königs Argwohn durchaus gerechtfertigt. Es lag ja in der Natur der Sache, dass die della Torre in Mailand zurückzubleiben wünschten, weil sie fürchteten, es würden sich anderenfalls die Ghibellinen mit Hilfe des ihnen günstig gesinnten Vicars in den Vollbesitz der Gewalt setzen. Ausserdem aber hatten sich die della Torre auch in eine gegen die deutsche Herrschaft gerichtete Verschwörung eingelassen, eine Verschwörung mit den Visconti. Es war ein offenkundiges und durchaus nicht unbegründetes Gerede, dass Guido’s Sohn Franceschino della Torre mit Galeazzo Visconti auf einer ausserhalb der Stadt, vor der Porta Ticinese gelegenen Wiese eine längere Besprechung gehabt und bei der Rückkehr von dort sehr verdächtige Aeusserungen hatte fallen lassen[2].
Dass die della Torre allen Ernstes an Empörung dachten, kann danach keinem Zweifel mehr unterliegen. Was aber bezweckten die Visconti? Welchen Grund konnten sie haben, die Deutschen, deren Ankunft sie so sehnlich gewünscht hatten, zu verjagen? Wenn wir erwägen, wie Matteo Visconti gleich nach seiner Ankunft zu Asti gegen Guido della Torre conspirirt hatte, wie sein ganzes Streben darauf gerichtet war, mit Hilfe der Deutschen die Herrschaft in Mailand zu erlangen, wenn wir ferner bedenken, dass die Visconti ihr Spiel verloren geben mussten, wenn Guido della Torre in Mailand zurückblieb, während sie selbst den König nach Rom zu begleiten gezwungen waren, so werden wir nothwendig zu der Annahme gedrängt, dass die Visconti es bei jener Verschwörung nicht ehrlich meinten, sondern es auf Ueberlistung ihrer Gegner, der della Torre, abgesehen hatten. Der Plan war: die della Torre sollten zum Aufruhr verleitet werden, die Deutschen sie besiegen und sie ein für allemal unschädlich machen. Wir haben es demnach mit einem sehr fein angelegten Complott zu thun, welches
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_103.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)