Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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gleich als sei sie die beschlossene, notiren. Das Verfahren der Deutschen grenzt, wie wir sehen, bei dieser Gelegenheit nahe an Erpressung, doch stand die Höhe der Summe nur im Verhältnis zu den Zahlungen, welche auch von anderen Städten damals geleistet wurden[1], und es lässt sich wohl annehmen, dass die Mailänder bei einigem guten Willen leicht im Stande gewesen wären, die geforderte Summe zu zahlen. Zudem wurde nur die eine Hälfte durch directe Umlage unter den Bürgern aufgebracht, die andere durch zeitweilige Verpachtung der Einkünfte der Stadt. Gleichwohl kam es bei Eintreibung des Geldes, wie Augenzeugen berichten, zu Widersetzlichkeiten und heftigen Auftritten, was ganz erklärlich ist, denn die Erbitterung der Mailänder darüber, dass sie, denen die Anwesenheit des Königs schon Kosten genug verursachte, nun auch noch zu Geldzahlungen herangezogen wurden, war durchaus gerechtfertigt.
Der königliche Vicar Jean de Chaux zeigte sich unter so schwierigen Verhältnissen seiner Stellung nicht gewachsen. Er wurde seines Amtes enthoben und durch den energischen Vicar von Asti, Nicolò de’ Buonsignori, ersetzt[2]. Aber die Energie
- ↑ Dieses hat Felsberg, Beiträge zur Geschichte des Römerzuges Heinrich’s VII., Theil I, Leipzig 1886, p. 44 ff. u. 62 ff. überzeugend nachgewiesen, obwohl sich die Zahlenzusammenstellungen leicht noch hätten erweitern lassen.
- ↑ Am 20. Januar finden wir Nicolò schon als Vicar Mailands. (Bonaini I, 135; vergl. Joh. de Cermenate 1337–38). Giulini, IV², 863, gibt als Tag der Ernennung den 12. Januar an; ob mit Recht, weiss ich nicht. Nachfolger des Nicolò in Asti wurde Tomasino da Enzola von Parma. (Urk. 18. Januar, Bonaini I, 147.) Im Uebrigen ist die Annahme D. König’s, Kritische Erörterungen, p. 42, dass Nicolò de’ Buonsignori in Asti „unmöglich geworden war“, völlig willkürlich, im Gegentheil beweist das Vertrauen, welches der König demselben schenkte, indem er ihn auf
unvollkommen gelungen ist und es ganz anderer Gründe als der von Heyck vorgebrachten allgemeinen Erwägungen bedarf, um die Schrift dieses Bischofs als die „wahrheitsbeflissene Zeugenaussage eines Mannes, der… eben keinerlei Scheu trägt, sowohl in der Hauptsache wie in Nebendingen seine volle Individualität zu offenbaren“, erscheinen zu lassen. Wir werden im Verlaufe der Untersuchung wiederholt Gelegenheit haben zu sehen, dass Detailangaben der Relation bisweilen mit raffinirtester Schlauheit darauf angelegt sind, uns über den Verlauf der Ereignisse falsche Auffassungen beizubringen.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_100.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)