Zum Inhalt springen

Seite:De DZfG 1889 02 090.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die ganze Bewegung aus[1], wie denn auch der erste Prior Bartolo dei Bardi dieser Zunft der Händler mit ausländischen Tuchen angehörte. Es kam nur darauf an, ob die Zünfte untereinander einig blieben. Und das geschah.

In Florenz gab es schon 1266 einundzwanzig Zünfte, von denen damals sieben die oberen, vierzehn die unteren (maggiori e minori) genannt wurden. Sehen wir von der der Theorie nach ersten Zunft, der der Richter oder Notare, ab, so repräsentiren die Mitglieder der übrigen sechs oberen Zünfte (der Tuchhändler, der Wechsler, der Wollweber, der Aerzte und Materialisten, der Seidenweber und Pelzhändler), die Geschäftsleute, welche mit dem Auslande in ständiger Verbindung standen und welche die grössten Geldmittel und die reichste Geschäftserfahrung besassen. Erst durch sie war die Stadt und die übrigen Geschäfte in ihr zu grösserer Bedeutung gelangt. Von den Zünften, in die sich diese abschlossen, waren naturgemäss die wichtigsten, deren Genossen für den täglichen Bedarf der Stadt zu sorgen hatten: die Tuchkrämer, die Metzger, die Schuster, die Bauhandwerker, die Schmiede und Schlosser. Diese fünf Zünfte bildeten die oberen Zünfte der vierzehn niederen. Sie schlossen sich dann mit den ursprünglichen sieben oberen Zünften zu einer neuen Einheit zusammen. Diese Veränderung scheint sich ohne blutige Reibungen nach und nach in den nächsten Jahren vollzogen zu haben. Ich finde die oberen zwölf Zünfte als solche zuerst im Januar 1285 erwähnt[2]. Es scheint aber so, als ob, wie man die Vierzehnmänner noch eine Zeitlang neben den Prioren fungiren liess, die Vorstände der sieben oberen Zünfte noch neben denen der fünf anderen eine Zeitlang eine Art Vorzugsstellung inne hatten, bis auch diese verschwand. Die Nachricht Villani’s, dass erst nach der Schlacht von Campaldino (1289) die sieben oberen Zünfte sich mit den fünf anderen aus Furcht vor den Granden zusammengeschlossen hätten, bedarf danach der Berichtigung[3].

  1. Nach Villani VIII, 79. Die Bardi wurden neben den Peruzzi im 14. Jahrhundert das erste Bankierhaus von Florenz. Sie nahmen eine Weltstellung ein, wie heutigen Tages etwa die Rothschild’s. Die Familie existirt noch, ebenso wie die Peruzzi.
  2. Le Consulte vom 12., 13. u. 19. Januar 1285, S. 140, 150, 153.
  3. Villani VII, 132 (133): rallegarono con loro. Auch J. del Lungo scheint die betreffenden Consulte nicht gekannt zu haben. Dino Compagni II, 24, Anm. 13.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_090.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)