Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
|
zu vertheidigen[1], so suchte man ihn doch durch Geldzahlungen bei guter Laune zu erhalten. Im September 1282 beschliesst z. B. der Rath der Stadt, dem Hofkanzler bis vierhundert Pfund Goldgulden und zehn Pfund Kleinmünze auszahlen zu lassen. Mit derartigen Zahlungen erkaufte man von dem Kanzler die Hinausschiebung des Treueeides und die Versicherung, dass er die Stadt nicht weiter belästigen wolle, bis der Kaiser selbst nach Italien komme und alle bisher ergangenen Vorladungen zurückziehe[2]. Wie die Florentiner diese Zahlungen an den Reichsvicar ansahen, ergibt sich zur Genüge, wenn wir lesen, dass in derselben Rathsversammlung, in welcher diese Summe ausgesetzt wurde, auch der Beschluss gefasst wurde, den Thürhütern (hostiarii) des Papstes sechs Goldgulden zu geben, damit die Geschäfte der Stadt mit der Curie rascher expedirt würden! Theurer aber als diese Handsalben kamen der Comune die Söldner zu stehen, welche sie zur Unterstützung des Papstes und der Guelfen in der Romagna gegen den verschlagenen und tapferen Ghibellinenführer Guido von Montefeltro stellen musste. Und noch grössere Summen verschlang die Beihilfe, welche Florenz für König Karl gegen die aufständischen Sicilianer und gegen König Peter von Aragonien seit dem Sommer 1282 in grossem Massstabe leistete. Schon im Juni 1282, so lesen wir in den Rathsprotocollen[3], haben sich mehrere Rathsherren des Podestà und des Capitano in den Dienst Karl’s begeben und wollen abreisen, so dass man neue Rathsherren bestellen muss. Im October wird darüber berathen, woher man das Geld für den zweimonatlichen Sold der Reisigen im Dienste des Königs nehmen
- ↑ Die Nachricht Villani’s, der Hofkanzler Rudolf sei mit einer Truppenschaar nach Tuscien gekommen, ist sicher unrichtig. Der Mann konnte es nicht einmal verhindern, dass die Lucchesen das Städtchen Pescia, welches ihm Gehorsam geleistet, zerstörten, was sogar den Papst empörte. Die Florentiner, die den Lucchesen hierbei hatten Beistand leisten wollen, wurden von diesen obendrein verhöhnt.
- ↑ Le Consulte S. 99. Das Ergebniss dieser Zahlung ist die Urkunde Rudolf’s an Florenz vom 21. September 1282, die Ficker, Forschungen IV, 481, nicht im Original einsehen konnte und von der er nur den obigen Inhalt nach dem Repertorium angibt. – Aehnliche Summen, mit gleichen Vergünstigungen belohnt, liess sich der Hofkanzler von Siena, Pistoja u. s. w. auszahlen.
- ↑ Le Consulte, S. 94, 105 u. f., 119 u. s. w.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_087.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)