Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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abhängiger Mann die dreifache Krone sich aufs Haupt setzte? Und dieser Fall trat ein. Der Cardinallegat hatte noch nicht vier Monate Florenz verlassen, als sein Onkel am 22. August die Augen schloss.
Sechs Monate dauerte im Conclave der Kampf der Parteien. Endlich drang die französische Partei durch Bestechung und Gewalt durch, und Martin IV., ein Franzose, wurde gewählt. Es vollzog sich damit ein vollständiger Umschwung in der päpstlichen Politik, der auch auf Florenz seine Rückwirkung sofort äussern musste. Und kann man glauben, dass König Karl in den vorausgegangenen Jahren seine Augen ganz von dieser Stadt abgewandt und alle Verbindungen mit seinen dortigen Freunden abgebrochen habe? Ein, wir möchten jetzt sagen, anachronistisches Vorgehen des deutschen Königs Rudolf, das von den Florentinern jener Tage aber doch nicht so aufgefasst wurde, musste diesem dort sehr zu statten kommen.
Nicolaus III. war nicht nur in Florenz als Friedensstifter aufgetreten. Die gesammte Christenheit sollte unter den Flügeln des Papstthums friedlich und sicher ruhen. Nach vielen Verhandlungen hatte die Curie ein Abkommen zwischen dem deutschen König und dem Herrn der Provence und Unteritaliens zu Stande gebracht: der deutsche König belehnte den Angiovinen mit der Provence und Forcalquier, erkannte ihn als König von Neapel an, wogegen dieser alle Reichsrechte in Italien zu schützen versprach; zur Sicherung des Friedens sollte Clementia, die Tochter Rudolf’s, den ältesten Enkel König Karl’s heirathen.
Dieser Pact, dessen Anfänge noch in das Pontificat Gregor’s X. hinaufreichen und von dem die reellen Vortheile ganz auf Seiten des Königs und der Curie lagen, da sie den Kirchenstaat von der Umklammerung durch Eine Macht befreiten, wurde auch von Martin IV. und dem Könige Karl aufrecht erhalten, und König Rudolf sandte seine Tochter nach Italien. Sie wurde auch in Florenz im März 1281 aus Rücksicht auf den ihr in Bologna durch Procuration angetrauten Gatten freundlich aufgenommen[1]. Gegen die Gesandten ihres Vaters, die sie bis nach Orvieto begleitet hatten, den Bischof Johannes
- ↑ Dieses Motiv für die freundliche Aufnahme führt Paolino Pieri ad. h. a. ausdrücklich an.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_080.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)