Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
|
nicht allein. Als 1272 König Eduard von England in Florenz auf seiner Rückreise vom Kreuzzuge weilte, ertheilte er zahlreichen Bürgern den Ritterschlag[1]. Ich möchte nicht bezweifeln, dass gute Bezahlung hierbei, namentlich bei König Karl, keine ganz untergeordnete Rolle mitgespielt hat.
Durch diese Creirung eines neuen Adels[2] kam König Karl einer socialen Bewegung entgegen, welche sich in der Arnostadt immer unaufhaltsamer vollzog. „Das Geld vermischt die Stände“, hat schon Theognis geklagt. Die reich gewordenen Bürgerssöhne der Arnostadt heiratheten, wie einst in Megara, die Töchter des Adels und verarmte Adliche reiche Bürgermädchen. Das Exil und seine Noth hatte seit 1260 schon ausgleichend gewirkt. Es bildete sich eine neue Aristokratie, die der Grandi, so genannt, „nicht weil sie sämmtlich edel von Blut waren, sondern um anderer Nebensachen willen“[3]. Da sich unter den alten Geschlechtern manche Feiglinge befanden – Guido Salvatico von Dovadola, der Heerführer der Florentiner gegen Forli, 1278, scheint nicht viel tapferer gewesen zu sein als sein Vetter Guido Novello – während die Popolanen sich um das Caroccio der Stadt niederhauen liessen, erblasste allmählig sogar der Respect vor der einzigen Tugend, die man noch am Adel bewundert hatte, und die Bürger waren um so weniger geneigt, diese vornehmen Herren in die „Kunst des Friedens und der Regierung“ sich hineinreden zu lassen. Noch weniger ertrug der Kern der Bürgerschaft, die buoni popolani, die Tyrannei der Emporkömmlinge. Die Bildung des neuen Geldadels hatte die Stärkung des streng bürgerlichen Elementes im unmittelbarem Gefolge. Wäre dieses nicht noch von der guelfischen Parteiströmung beeinflusst und damit aufgehalten worden, so würde es wohl noch früher zur Alleinherrschaft gekommen sein. Noch waren aber die alten Parteibildungen stärker als die neuen Standesgegensätze, und so bildete sich zunächst die Comune in der Richtung jener in diesen Jahren vollends
- ↑ Villani VII, 39.
- ↑ Die Ausführungen von Saint-Priest III, 314, über diesen Punkt sind sehr instructiv.
- ↑ I potenti cittandini, i quali non tutti erano nobili di sangue, ma per altri accidenti erano detti Grandi. Das Wort accidenti erklärt J. del Lungo: Grandi divenivano per accidente, ma popolani restavano nella sostanza. Dino Compagni II, 57.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_064.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)