Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Königs Gnaden Podestà nennt[1]. Die Sienesen feierten am Himmelfahrtstage ihrer Schutzpatronin, den 15. August, ihr grosses Stadtfest, als wäre nichts vorgefallen. Aber kurze Zeit darauf mussten doch die Ghibellinen die Stadt verlassen, in der jetzt das Ansehen des Königs Karl fast unbedingter herrschte, als in Florenz.
Hier hatte nach dem Siege von Colle das Bürgerheer der Stadt in Verbindung mit den französischen Truppen allerlei Vortheile über die ghibellinischen Adlichen der Grafschaft erfochten. Das Castell von Ostina, das den Pazzi gehörte, wurde geschleift. Dann zogen die Schaaren den Lucchesen zu Hilfe gegen die Pisaner, welche sich hinter ihren Mauern hielten. Es kam zu keinem bedeutenden Zusammenstosse mehr. Seit dem October hatten entsetzliche Regengüsse den Arno über seine Ufer getrieben. Holzstämme, welche der Strom von den Bergen herabgeführt, und die an den Brücken der Stadt sich festgesetzt hatten, stauten das Wasser in die Höhe, das so hoch und so rasch in die Stadt drang, dass viele Menschen ertranken. Die dritte der alten Brücken, Ponte della Trinità, wurde von dem Wasserschwall schliesslich hinweggerissen. Dasselbe Schicksal erlitt darauf die unterste, Ponte della Carraja. Ein böser Winter folgte. Die Stadt konnte ihren Geldverpflichtungen kaum nachkommen. Noch im December erklärte sie an den königlichen Vicar, sie werde, den königlichen Briefen entsprechend, hundert neue Reisige in ihren Sold nehmen, aber nicht mehr nach dem alten Bundesvertrage die alten bezahlen. Der Vicar, der die Stadt in Strafe genommen, und dessen Söldner sich an Hab und Gut der Stadt und einzelner Bürger schadlos gehalten hatten, musste sich dazu bequemen, seine Ansprüche zurückzuziehen und alle Forderungen mit der empfangenen Summe von 7740 Pfund kleiner Pfennige als erledigt zu erklären[2]. Jetzt erhoben die Florentiner auch direct ihre Stimme bei dem Könige und baten um die Zusendung eines Podestà italienischer Nationalität, um Schutz ihrer Rechte gegen ihre auswärtigen Feinde und die Uebergriffe seiner Statthalter. In einem ausserordentlich gnädigen Rescripte vom
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_053.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)