Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Richtung nach Südosten, um Conradin die Strasse von Siena nach Rom zu verlegen. Die Florentiner hatten den Marschall Johann von Braysilva bis Montevarchi geleitet. Als die Ortskundigen getrauten sie sich nicht in das Defilé hinein, welches bei Laterina den Eingang in die Thalebene von Arezzo bildet. Um so sorgloser drangen die provençalischen Ritter in demselben vor, wurden aber hier von dem Herzog Friedrich von Oesterreich, welcher von Siena herbeigeeilt war, überfallen und fast gänzlich aufgerieben. Die so schwere Niederlage der Franzosen führte einen Rückschlag der allgemeinen Stimmung zu Gunsten Conradin’s in ganz Tuscien herbei. So stark war derselbe, dass selbst Florenz schwierig oder doch unsicher wurde. Clemens IV. musste den Podestà des Königs, den Provençalen Isnard Hugolin, den Grafen Guido Guerra, ja sogar seinen eigenen Legaten Wilhelm von Tonneux auffordern, keine Veränderung in der Stadtverfassung zu Ungunsten des Königs zuzugeben und sich nicht, wie er vernommen, in Verhandlungen mit dessen Feinden einzulassen[1]. Doch glaubte der Papst selbst in persönlichen Fragen einlenken zu müssen. Einzelne Florentiner, die noch von ihm excommunicirt waren, weil sie dem von ihm gesendeten Podestà Jacopo de Collemedio[2] das Salar noch schuldeten, wurden wieder in den Schoss der Kirche aufgenommen. Doch bald war der Papst wieder von aller Sorge frei. Die Niederlage Conradin’s bei Tagliacozzo[3][WS 1], welche der König den Florentinern und Lucchesen sofort anzeigte, und die Hinrichtung des letzten legitimen Sprosses des staufischen Hauses gab der guelfischen Partei ein Uebergewicht wie nie zuvor. Sei es nun, dass die französischen Podestaten Karl’s sich in Florenz sehr missliebig gemacht hatten,
- ↑ Martène et Durand, Thesaurus II, 615.
- ↑ S. oben I, S. 46. Jakob von Collemedio war factisch nie Podestà in Florenz gewesen. Doch sollte er bezahlt werden.
- ↑ Der nicht ganz zutreffende Name für die Schlacht ist in Florenz entstanden und durch die sogenannten Gesta Florentinorum in die Chroniken und die Divina Comedia gekommen. – Selbst den Florentinern war die Hinrichtung Conradin’s zu arg. Villani sucht den heiligsten Vater von der Mitschuld an ihr frei zu halten. VII, 29. Herr Perrens kann sich auch diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, um seinem Grimme gegen deutsches Wesen Ausdruck zu geben. Er citirt bei dieser Gelegenheit in einem Athem Voltaire und J. de Maistre gegen das römisch-deutsche Kaiserreich II, 152.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Siehe auch DZfG Bd. 4 (1890), S. 275–340: A. Busson, Die Schlacht bei Alba zwischen Konradin und Karl von Anjou, 1268.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_050.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)