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Seite:De DZfG 1889 01 094.jpg

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müsste danach also annehmen, dass dem Könige noch ungleich mehr als 4500 Mann überliefert worden seien. Die Sache wird durch solche Combination der Quellenangaben dem Verständnisse nur noch weiter entrückt.

Als gewiss können wir, glaube ich, annehmen, dass Karl an der Aller Hinrichtungen vollzogen hat, als sehr wahrscheinlich, dass er Geisseln forderte und empfing. Und freilich war das Leben solcher Geisseln in die Hände des Königs gegeben; insofern sagen die Laur. mit Recht, dass er sie ad occidendum empfing. Aber ist es wahrscheinlich, dass er sie nun auch wirklich tödtete oder dass er auch nur die Absicht gehabt habe, es zu thun für den Fall eines erneuten Aufstandes? Vielleicht gab eine Tradition, ob nicht weit übertrieben, muss dahingestellt bleiben, die Zahl der Geisseln auf 4500 an, und für nicht unwahrscheinlich halte ich es, dass noch die Laur. in ihrer ungeschickten Ausdrucksweise nichts anderes haben sagen wollen, als dass dem Könige eine solche Zahl von Geisseln überliefert sei.

Sie behaupten freilich, das sei an einem Orte von den versammelten Sachsen geschehen, und so bliebe die Frage, welche Gewalt diese Masse in die Hände des Königs zwang, noch die gleiche. Aber die Laur. sind schon selbst eine Ueberarbeitung älterer Ueberlieferungen, und da uns diese in ihrem Wortlaute nicht bekannt sind, so ist es nicht möglich, in ihnen so wie in den Einhards-Annalen, nachzuweisen, wie viel von ihren Nachrichten auf willkürliche Interpretation oder auf Missverständniss ihrer Vorlage kommt.

Wenn ich die gesammte Quellenüberlieferung überblicke, so scheint mir die Annahme begründet, dass Karl im Herbste 782 viele Sachsen im Kampfe und auf der Richtstätte niedermachen liess, andere als Geisseln abführte, aber ich glaube nicht, dass wir berechtigt sind, ihn des furchtbaren Verbrechens zu zeihen, das in der Hinrichtung von 4500 Männern liegen würde.

Ich wiederhole, was ich im Eingange gesagt habe, dass ich weit entfernt von der Meinung bin, unwiderleglich nachgewiesen zu haben, dass das Blutbad an der Aller in das Bereich der historischen Fabeln gehöre, aber ich hoffe wenigstens gezeigt zu haben, dass es in der historischen Ueberlieferung sehr mangelhaft begründet ist. Mit Bestimmtheit wird es nur von einem Autor berichtet, der lange nach dem Ereignisse schrieb und der

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_094.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)