Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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in der Zeit nicht genügend Rechnung tragen. Wir kommen weiterhin hierauf zurück.
Noch ein anderer Einwand wird zuweilen gegen unsere übliche Eintheilung erhoben: es müsse dieselbe im Fortgange der Zeiten nothwendig überholt werden, ja sie sei es vielleicht schon heutzutage, insofern man Anlass haben könne, mit der Revolution von 1789 eine neue Epoche anzusetzen. Dagegen ist geltend zu machen, dass es in der Natur des historischen Stoffes liegt, keine endgültig abschliessende Eintheilung zuzulassen, weil derselbe sich stets vermehrt und daher nach dem Ablauf längerer Zeiträume so bedeutende Veränderungen aufweist, dass die ja eben aus der Gesammtheit der Veränderungen zu entnehmenden Gesichtspunkte der Periodisirung sich nothwendig verschieben müssen. Keine chronologische Eintheilung kann desshalb eine absolute und ewig dauernde Geltung beanspruchen, es muss genügen, wenn wir dem jeweiligen Stande des historischen Wissens gerecht werden. So genügte die Eintheilung in die Aetates wohl der Zeit ihrer Entstehung, als das Römerreich noch bestand, allein nach dessen Untergang, bei der steten Zunahme des Stoffes im Laufe der Zeit wurde sie mehr und mehr unbrauchbar, wie wir gesehen haben. Die lebhafte Erkenntniss von der nur relativen Bedeutung aller chronologischen Eintheilungen wird uns am sichersten davor schützen, durch dieselbe zu schematisch beschränkter Auffassung verleitet zu werden, und wir brauchen dann das erwünschte Hilfsmittel zu besserer Uebersicht des Stoffes, welches eine sachgemässe Eintheilung uns gewährt, nicht zu fürchten (vergl. E. A. Freeman, The methods of historical study, 1886, S. 21 ff., 191 ff.).
Ein Einwand gegen unsere jetzt gebräuchliche Periodisirung, den ich in der Literatur wenig betont finde, liesse sich vielleicht noch erheben: ob dieselbe nicht etwa zu einseitig vom Gesichtspunkt der europäischen Sondercultur ausgeht, da unser Eintheilungsprincip ja nur die Gesammtveränderung im Charakter unserer europäischen Culturentwicklung berücksichtigt. Allerdings halten wir diese unsere Cultur für die vorherrschende und massgebende des Erdballs, jedoch bei der stets innigeren Verbindung der verschiedenen Erdtheile und bei der stets allgemeineren Entfaltung einer Weltcultur dürfte die Zeit nicht fern sein, da wir uns einen umfassenderen Gesichtspunkt der weltgeschichtlichen
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_070.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)