Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Hieronymus oder deren Bearbeitungen, namentlich durch Isidor und Beda nebst Fortsetzungen, ihren Werken zu Grunde zu legen, indem sie bis auf Adam beziehungsweise Abraham zurückgingen oder wenigstens mit dem römischen Reich begannen. Seit dem Aufkommen der Jahresrechnung nach Christi Geburt zählte man die Jahre von diesem Zeitpunkt an fortlaufend, während man die Zeiten vorher fortlaufend von Adam an oder innerhalb der einzelnen Aetates je nach deren Anfangspunkten zählte. Es wäre ungerecht, die Verdienstlichkeit dieser Eintheilung des historischen Stoffes für ihre Zeit in Abrede zu stellen; treffend hat das O. Lorenz l. c. S. 221 f. betont. Allein die Schattenseiten derselben traten immer stärker hervor, als trotz des von Jahrhundert zu Jahrhundert wachsenden Stoffes und trotz alles Wandels der weltgeschichtlichen Gesichtspunkte das Vorurtheil von der Fortdauer des heiligen römischen Reiches jede sachliche Eintheilung hemmte. Nur ganz vereinzelt taucht das Bewusstsein auf, dass das Eintreten des germanischen Elementes in die Geschichte epochemachend sei: ein Historiker des 9. Jahrhunderts, Frechulf von Lisieux, lässt in seinem Geschichtswerk (2, 5, 17) das Römerreich enden mit der Besiegung des Romulus Augustulus durch Odoaker und inaugurirt damit die Herrschaft der reges gentium; Ekkehard von Aura, den Kaiser Heinrich V. aufgefordert hatte, ihm eine Chronik von Karl dem Grossen an zu liefern, ging, als auf den natürlichen Anfangspunkt, auf die Urgeschichte der Franken zurück und begann damit sein erstes Buch, welches er bis zur Zeit Karls des Grossen führte, während er das zweite Buch bis zu Heinrichs V. Regierung ausdehnte[1]; in einer späteren Recension seiner Weltchronik theilte er den Stoff in fünf Bücher, welche je abschlossen mit der Gründung Roms, der Geburt Christi, der Herrschaft Karls des Grossen, der Thronbesteigung Heinrichs V., dessen Regierung das fünfte Buch gewidmet war[2]; in den übrigen Recensionen seiner Chronik folgte er jedoch dem altherkömmlichen Schema; bei Otto von Freising bricht ebenfalls die sachliche Erkenntniss der epochemachenden Bedeutung der germanischen Eroberung durch die traditionelle Anschauungsweise hindurch, ohne dieselbe ganz zu beseitigen: er hält an der Monarchientheorie
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_066.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)