denn wir sind Gewürm vor ihm und viele Tausende. Er aber ist nur einer.‘“
Der Kurfürst öffnete die Augen:
„Die Stafette gestern meldete einen großen Sieg. Ich werde wieder ins Feld gehen. Ach, ich bin so müde – trotz allem. Ich will nicht mehr morden.“
Bracke ließ die Kette klirren:
„Und dennoch mordest du – läßt Mord geschehen, damit du einige Provinzen mehr erpressen kannst und in einigen Provinzen mehr der Mensch vor deinem Bilde in den Staub sinkt.“
Der Kurfürst zog den Mund breit:
„Ich schäme mich oft für die Menschen, wenn ich sie vor mir im Staube sehe. Es ist unwürdig: für sie und mich. Warum tun sie es?“
Bracke sprach:
„Sie sind schwach wie du! Sie wissen von nichts. Sie glauben – an was? an Geld, Geilheit, Seidenstoffe, Wein, Dirnen, Stockhiebe, an Kopfab, Kopfab, wie du. Wenn sie in den Spiegel sehen, erkennen sie ihr eigenes Bild noch nicht… wie du.“
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)