seine Bemühungen eifrig fort. Er redete der Menge trotz wörtlicher und thätlicher Bedrohungen fortwährend zu, daß er schon für die Freiheit gekämpft habe, als sie noch in den Windeln gelegen hätten, daß er für die Freiheit 6 Jahre in Gefangenschaft und 15 Jahre im Exil zugebracht habe, daß er nicht gegen sie, sondern für ihre Sache rede, daß sie abgeschnitten werden könnten etc. etc. etc. Es gelang ihm, nach und nach Mehrere auf seine Seite zu bringen. Ein Unbekannter unterstützte ihn mit der Bemerkung, er sei auch Republikaner, billige aber eine solche Schandthat nicht. Ein Andrer machte den Vorschlag, den Fürsten nach Hanau zu bringen, wogegen auch dieser nichts zu haben schien. Die Menge schien unschlüssig zu werden, und es hieß schon, Lichnowsky solle mit nach Hanau genommen werden.
Es waren jedoch nicht nur von Anfang an diese verdienstlichen Bemühungen in der Minderheit geblieben, sondern sie regten auch, je mehr sie zu gelingen schienen, eine stärkere Opposition auf, die durch immer neu herzutretende aufreizende Elemente fortwährend Nahrung erhielt. Auch diese Richtung hatte ihren charakteristischen Vertreter.
Saul Buchsweiler, vormals Judenschulmeister in Rödelheim, seit einem Jahr wegen Immoralität entlassen, in merkwürdiger Allgemeinheit als schlechtes Subjekt prädizirt, eine untersetzte Figur, einen Bart im ganzen Gesicht, anständig gekleidet, mit gelbem Krückenstock, – „der Doktor genannt,“ – von vielen Zeugen nur kurzweg als der „kleine, dicke Jud“ bezeichnet, hatte an dem 18. Sept. Vormittags in Frankfurt, und nachher in Bockenheim bei Organisirung des bewaffneten Auszugs als Wühler
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_047.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)