wirklich noch häufiger vorkommende Halbton ist der zwischen dem e und i, viel feiner und unbestimmter als der erste, und deswegen ein unschreiblicher, wie er in der englischen und schwedischen Sprache auch sehr gewöhnlich ist – ein so feiner Ton, daß er, durch das augenblickliche wechselnde Gefühl des Sprechenden bestimmt, bald mehr ins i bald mehr ins e geht.
Die Buchstaben, welche in dieser Mundart in vielen Wörtern am meisten verschliffen und in gemeiner geschwinder Rede kaum mit einem leisesten Durchklang gehört werden, sind die Buchstaben r und d.
Man hört zum Beispiel in den Wörtern Wurd (Wort) wurd würd ward meistens nur Wud wudd wüdd wadd. – Man hört in Underdhan besünders vörwundert holden bald Händ Hund (die Mehrzahl von Hand Hund) fast nur Underdhan besünners vörwunnert hollen bal Hännnn Hunnnn. Und zwar tönt das d am Ende (in der Mehrzahl) solcher Wörter, wie Händ Hund (die Hände die Hunde) so langsam und so ganz in dem n weg, als wenn für Ein n drei auf der Zunge leise erstürben.
Ich habe nun diese Wörter, wo r und d fast wenig oder gar nicht lauten, gewöhnlich nicht nach der gemeinen üblichen Aussprache sondern nach ihrer Abstammung (d. h. mit etymologischer Rücksicht) geschrieben,
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_V008.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)